Zahl der verurteilten Soldaten in Russland steigt auf Rekordniveau.
Gerade lesen andere
Militärgerichte verhängten im Jahr 2024 fast 14.000 Strafurteile gegen russische Soldaten.
Die Militärgerichte Russlands verzeichneten im Jahr 2024 einen drastischen Anstieg an Strafurteilen gegen Soldaten – auf ein Niveau, das seit über einem Jahrzehnt nicht mehr erreicht wurde. Das geht aus offiziellen Daten hervor, die der unabhängigen Plattform Verstka am 15. April vorlagen.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 13.699 Soldaten von Garnisons-Militärgerichten verurteilt – ein Anstieg von 76 % im Vergleich zu 2023 und der höchste Wert seit mindestens 2010.
Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden 7.779 Urteile registriert, 2022 waren es 4.191.
Lesen Sie auch
Der bisherige Höchststand lag im Jahr 2010 bei 8.632 Verurteilungen.
Tausende inhaftiert – Zunahme von Drogenkonsum und Fahnenflucht
Von den knapp 14.000 Verurteilungen im Jahr 2024 endeten 6.838 mit Freiheitsstrafen – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.
Besonders besorgniserregend ist dabei der Anstieg drogenbezogener Straftaten: 774 Soldaten wurden wegen Drogenhandels verurteilt – deutlich mehr als beim bisherigen Höchststand von 560 Fällen im Jahr 2015.
Berichte russischer Soldaten, die von Verstka interviewt wurden, deuten darauf hin, dass Drogenkonsum weit verbreitet ist – in manchen Einheiten sollen schätzungsweise 10 bis 15 % der Soldaten regelmäßig Drogen nehmen.
Auch Fahnenflucht gehört weiterhin zu den häufigsten Delikten. Laut einer separaten Analyse des unabhängigen Medienportals Mediazona erließen russische Militärgerichte im Jahr 2024 im Durchschnitt 34 Urteile pro Tag wegen unerlaubter Entfernung von der Truppe.
Einer der aufsehenerregendsten Fälle betrifft Roman Iwanischin, einen Soldaten von der Insel Sachalin. Er wurde als erster bekannter russischer Soldat wegen der Kapitulation gegenüber ukrainischen Truppen verurteilt.
Das Urteil: 15 Jahre Haft in einer Hochsicherheitsstrafanstalt – ein Präzedenzfall angesichts der zunehmenden Kontrolle über das Verhalten russischer Soldaten im Kampfgebiet.
Der drastische Anstieg der Strafurteile spiegelt den wachsenden Druck auf das russische Militär wider, das weiterhin auf eine Mischung aus Vertragssoldaten, mobilisierten Reservisten und Strafgefangenen setzt, um seinen Krieg in der Ukraine aufrechtzuerhalten.
Analysten zufolge führen die anhaltenden Kämpfe, mangelnde Ruhezeiten, schlechte Bedingungen und unzuverlässige Rotationsregelungen zu einem disziplinarischen Zerfall an vielen Frontabschnitten.