Eine neue Bewertung der Vereinten Nationen zur Stadtbevölkerung hat jahrzehntelange Annahmen darüber erschüttert, welche Stadt die größte der Erde ist.
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Jahrelang galt Tokio als die größte Stadt der Welt, doch das ist nun nicht mehr der Fall.
Eine neue Nummer eins
Laut einem neuen UN-Bericht ist Indonesiens Hauptstadt Jakarta nun die bevölkerungsreichste Stadt der Welt, mit einem urbanen Gebiet von nahezu 42 Millionen Menschen.
Die überarbeitete Rangliste verdrängt Tokio erstmals seit Jahren von der Spitzenposition.
Der Wechsel folgt einer neuen UN-Methodik, die Städte als zusammenhängende urbane Gebiete mit mindestens 50.000 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von 1.500 Menschen pro Quadratkilometer definiert.
Nach diesem Ansatz sprang Jakarta von Platz 30 im Jahr 2018 auf Platz eins.
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Bangladeschs Hauptstadt Dhaka liegt mit 36,6 Millionen Einwohnern auf Rang zwei, während Tokio mit 33,4 Millionen auf Platz drei zurückfällt.
Asien dominiert
Asiatische Städte dominieren nun die weltweite Liste. Die Hälfte der 33 Megastädte der Welt, also urbane Gebiete mit mindestens 10 Millionen Einwohnern, liegt laut UN in Asien.
Indien führt mit fünf Städten die Liste an und überholt damit China, das vier Megastädte stellt.
Neben Jakarta, Dhaka und Tokio gehören auch Neu-Delhi mit 30,2 Millionen Menschen und Shanghai mit 29,6 Millionen zu den Top fünf.
Nur zwei europäische Städte finden sich unter den Megastädten: Istanbul auf Platz 18 und Moskau auf Platz 19. New York ist mit 13,9 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt Amerikas und liegt auf Rang 22.
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Umstrittene Methode
Die Regierung Jakartas und mehrere Experten für Stadtplanung haben laut der Financial Times die überarbeitete Methodik der UN infrage gestellt.
Dennoch räumen sie ein, dass die neue Rangliste ernste Herausforderungen für die indonesische Hauptstadt verdeutlicht.
Jakarta, oft mit dem Spitznamen „The Great Durian“ versehen, ist extrem dicht besiedelt, stark verschmutzt und sinkt jährlich um rund 20 Zentimeter ab.
Diese Belastungen haben seit Langem eine Debatte über die Zukunft der Stadt angeheizt.
Eine Stadt unter Druck
Vor drei Jahren billigte der damalige Präsident Joko Widodo Pläne, Indonesiens Hauptstadt in eine neue Stadt namens Nusantara zu verlegen, die im Dschungel von Borneo entsteht.
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Das Projekt, dessen Fertigstellung für 2045 vorgesehen ist, hat Befürchtungen geweckt, es könne zu einer „Geisterstadt“ werden.
Gleichzeitig kämpft Jakarta weiter mit Problemen bei der Infrastruktur. Pläne zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs wurden durch die Entscheidung von Präsident Prabowo Subianto gebremst, Ausgaben zu kürzen und Mittel in ein kostenloses Schulverpflegungsprogramm im Umfang von rund 26 Milliarden Euro pro Jahr umzuleiten.
Der Gouverneur der Hauptstadt, Pramono Anung, erklärte, die staatlichen Zuschüsse für Jakarta würden im kommenden Jahr um etwa 920 Millionen Euro sinken, was die Instandhaltung der Infrastruktur erschwere.
Trotz aller Probleme bleibt Jakarta das politische und finanzielle Herz Indonesiens. Mit einer offiziellen Bevölkerung von rund 11 Millionen Menschen erwirtschaftete die Stadt im vergangenen Jahr 16,7 Prozent des nationalen Bruttoinlandsprodukts.
„Für mich ist Jakarta eine Stadt der Träume“, sagte Pramono. „Deshalb habe ich nichts dagegen, wenn Menschen nach Jakarta kommen, denn dort sind die Hoffnungen und Träume.“
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Quellen: Vereinte Nationen, Financial Times, Digi24.