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Bericht des Roten Kreuzes warnt vor enormer Zahl vermisster Personen im Ukrainekrieg

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Humanitäre Organisationen erklären, dass die offiziellen Zahlen nur einen Teil einer weitaus tiefergehenden Krise offenlegen.

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Fast vier Jahre nach Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine wächst die Zahl der spurlos Vermissten weiter an, über Grenzen hinweg und mit Auswirkungen auf Soldaten wie auch Zivilisten.

Neue Zahlen zeigen, dass Ungewissheit für Zehntausende Familien zu einer prägenden Realität geworden ist.

Eine gewaltige Suche

Seit Beginn der Invasion hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz rund 182.000 Anfragen zur Suche nach vermissten Personen erhalten, sagte ein Vertreter der Organisation der russischen Zeitung Wedomosti.

Die Anfragen stammen sowohl aus der Ukraine als auch aus Russland und betreffen nicht nur Militärangehörige, sondern auch Zivilisten, darunter Kinder.

Der IKRK-Vertreter erklärte, die Gesamtzahl unterschätze das tatsächliche Ausmaß, da viele Familien nie offiziell eine Suchanfrage stellen.

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Nach Angaben der Organisation liegt die Zahl der betroffenen Familien wahrscheinlich deutlich höher, als es die bisherigen Aufzeichnungen vermuten lassen.

Informationen über Kriegsgefangene

Das IKRK sammelt Informationen über Kriegsgefangene auf Grundlage offizieller Listen, die zwischen Kyjiw und Moskau ausgetauscht werden.

Vertreter der Organisation besuchen zudem Haftanstalten, um zu überprüfen, ob gefangene Kämpfer noch am Leben sind.

Bei diesen Besuchen sammelt das IKRK schriftliche oder mündliche Nachrichten der Gefangenen und leitet sie an deren Angehörige weiter.

In fast vier Jahren Krieg wurden auf diese Weise mehr als 24.200 solcher Nachrichten übermittelt, teilte das IKRK mit.

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Dennoch warten viele Familien jahrelang ohne jede Klarheit über das Schicksal ihrer Angehörigen.

Langfristige Ungewissheit

Das Rote Kreuz warnte, dass frühere Konflikte zeigen, dass die Suche nach Vermissten auch Jahrzehnte nach dem Ende der Kämpfe andauern kann.

Neben der Suche unterstützt die Organisation auch den Austausch der sterblichen Überreste von im Krieg Getöteten.

Die Identifizierung der Leichen und offizielle Benachrichtigungen liegen jedoch in der Verantwortung staatlicher Behörden und nicht humanitärer Organisationen.

Infolgedessen müssen Familien oft lange Verzögerungen hinnehmen, bevor sie eine Bestätigung erhalten.

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Offizielle Angaben infrage gestellt

Am 19. Dezember erklärte der russische Präsident Wladimir Putin, ein neues Koordinationszentrum und ein Register für vermisste Soldaten hätten die Zahl der aktiven Suchfälle halbiert.

Der Anwalt Alexander Kuprijan sagte russischen Medien, dass Familien weiterhin mit erheblichen Hürden konfrontiert seien, darunter Bürokratie, Unklarheiten über den rechtlichen Status und betrügerische Machenschaften, die ihre Verletzlichkeit ausnutzten.

Er erklärte, der neue Mechanismus „funktioniert vor Ort nicht immer wie erwartet“.

Parallele Erfassungen

In der Ukraine berichtete das Projekt „I Want to Find“, seit Beginn des Jahres 2024 mehr als 152.200 Anfragen von Angehörigen vermisster russischer Soldaten erhalten zu haben.

Die Initiative erhält etwa 2.000 Anfragen pro Woche und gibt an, dass nur 2 Prozent mit der Bestätigung enden, dass die gesuchte Person lebend in Gefangenschaft ist.

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Ukrainische Behörden haben ebenfalls umfassendere Zahlen veröffentlicht.

Im Mai 2025 erklärte Artur Dobroserdow, Leiter des ukrainischen Sekretariats für vermisste Personen unter besonderen Umständen, dass mehr als 70.000 Menschen gesucht würden, darunter 2.700 Minderjährige.

Quellen: Internationales Komitee vom Roten Kreuz, Wedomosti, Digi24, ukrainische Behörden