Deutschland warnt: NATO bleiben vier Jahre zur Vorbereitung auf möglichen russischen Angriff

Amalie L.

1 Tag vor

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01/04/2025
Deutschland
Photo: Wikimedia Commons
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Militärchef schlägt Alarm – Berlin beschleunigt Aufrüstung und verweist auf Bedrohungen aus Moskau und nachlassende US-Unterstützung.

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Deutschlands ranghöchster Militär hat eine deutliche Warnung ausgesprochen: Der NATO könnten nur noch vier Jahre bleiben, um sich auf einen möglichen Angriff Russlands vorzubereiten. General Carsten Breuer, Inspekteur des Heeres, sagte gegenüber der BBC, die entscheidende Frage sei nicht, wie viel Zeit die NATO zur Vorbereitung brauche – sondern „wie viel Zeit Putin uns lässt“.

Wie Digi24 berichtet, befindet sich Berlin derzeit inmitten eines historischen Aufrüstungsprozesses. Ein neues Gesetz zur Verteidigungsfinanzierung hebt die Schuldenbremse für militärische Ausgaben auf. Der Handlungsdruck ergibt sich nicht nur aus Russlands Krieg gegen die Ukraine und seinen hybriden Kriegsführungsstrategien – darunter Cyberangriffe und Drohneneinsätze –, sondern auch aus der Unsicherheit über das zukünftige Engagement der USA für die Sicherheit Europas.

Zeitenwende in der deutschen Verteidigungspolitik

Jahrzehntelanger pazifistischer Kurs in Deutschland weicht zunehmend einem sicherheitspolitischen Realismus. General Breuer betonte die Unzulänglichkeit der derzeitigen Verteidigungsfähigkeit und verwies auf gravierende Engpässe bei Personal, Ausrüstung und Infrastruktur. Ein aktueller Bericht des Bundestags beschrieb die Bundeswehr als Armee mit „von allem zu wenig“ – darunter marode Kasernen und mangelnde Munitionsvorräte.

Um den NATO-Verpflichtungen gerecht zu werden und die Ostflanke zu sichern, müsste Deutschland seine Streitkräfte auf 460.000 Soldatinnen und Soldaten einschließlich Reservisten aufstocken – ein Zuwachs von 100.000. Breuer forderte daher eine Rückkehr zu einer Form der Wehrpflicht: „Ohne ein Rekrutierungsmodell werden Sie diese 100.000 nicht bekommen.“

NATO auf sich allein gestellt?

Das Vertrauen in den Schutz durch die USA schwindet. Laut einer YouGov-Umfrage betrachten 74 % der Deutschen Donald Trump als Bedrohung für die Sicherheit Europas – fast genauso viele wie bei Wladimir Putin (79 %). Eine Rede von US-Vizepräsident JD Vance in München, in der er europäische Werte kritisierte und die globale Rolle der US-Streitkräfte infrage stellte, verschärfte die Sorgen zusätzlich.

„Wir wissen nicht, wohin sich Amerika entwickelt“, sagte Markus Ziener vom German Marshall Fund. „Aber wir wissen, dass wir uns nicht mehr zu 100 % darauf verlassen können.“

Für Deutschland – und große Teile Europas – hat die doppelte Bedrohung durch russische Aggression und amerikanische Zurückhaltung eine sogenannte Zeitenwende ausgelöst. Und wie viele in Berlin betonen: Die Uhr tickt.