Flensburg und seine 6.500 verschwundenen Einwohner

Olivia Rosenberg

22 Wochen vor

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24/06/2024
Deutschland
Foto: Wikimedia Commons
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Zensus sorgt für Unruhe und finanzielle Einbußen.

Vor zehn Jahren sorgten die Ergebnisse der letzten Volkszählung für Aufsehen in vielen deutschen Kommunen, insbesondere in Flensburg. 

Die Stadt verlor nach dem Zensus 2011 auf dem Papier rund 6.500 Einwohner. Während das Flensburger Melderegister 88.807 Einwohner zählte, ergab der Zensus nur 82.258. 

Dieses Minus von 7,3 Prozent hatte nicht nur Auswirkungen auf das Prestige der Stadt, sondern auch auf ihre Finanzen, so der NDR.

Der damalige Bürgermeister Simon Faber kritisierte die Methodik des Zensus, die zu erheblichen finanziellen Einbußen für Flensburg führte. Jede Stadt erhält pro Einwohner etwa 1.000 Euro vom Land. 

Durch die Diskrepanz gingen Flensburg bis zu sieben Millionen Euro verloren. Besonders ärgerlich für die Stadtverwaltung war, dass in Gemeinden unter 10.000 Einwohnern eine Einzelfallprüfung stattfand, während bei größeren Städten nur eine Stichprobe erhoben wurde.

Flensburg klagte 2016 gegen das Ergebnis des Zensus, scheiterte jedoch in allen Instanzen bis hin zum Bundesverfassungsgericht. 

Die Stadt führte ihre eigenen Zahlen weiter, basierend auf der Volkszählung von 1987. Diese zeigen Ende letzten Jahres 99.567 Einwohner, während das Statistikamt Nord nur 92.667 angibt.

Mit Spannung werden nun die Ergebnisse des Zensus 2022 erwartet, die am Dienstag präsentiert werden sollen. 

Der aktuelle Oberbürgermeister Fabian Geyer äußerte sich vorab nicht zu den möglichen Folgen. Es bleibt abzuwarten, ob Flensburg die neuen Zahlen anerkennen wird oder erneut Widerspruch einlegt. 

Ein positiver Ausgang könnte die Stadt endlich über die symbolische Marke von 100.000 Einwohnern heben und sie offiziell zur Großstadt machen.