Beeinträchtigt blaues Licht wirklich den Schlaf?
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Ausreichend Schlaf ist entscheidend für die körperliche und geistige Gesundheit – doch das moderne Leben steht dem oft im Weg.
Bildschirme, Zeitpläne und wechselnde Routinen wirken alle zusammen, um den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus des Körpers zu stören. Einer der meistbeschuldigten Übeltäter?
Blaues Licht von Handys und anderen Geräten. Doch laut neuer Forschung sind die Auswirkungen möglicherweise nicht so eindeutig, wie früher angenommen.
Studie findet keinen eindeutigen „blauen Licht“-Schuldigen
Eine aktuelle Studie der Universität Basel und der Technischen Universität München, veröffentlicht in Nature, untersuchte, wie verschiedene Lichtfarben die menschliche innere Uhr beeinflussen.
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In kontrollierten Laboreinstellungen wurden 16 Teilnehmende jeweils eine Stunde vor dem Schlafengehen blauem, schwachem, gelbem und weißem Licht ausgesetzt.
Die Forschenden stellten keinen signifikanten Unterschied darin fest, wie die jeweilige Lichtart den Schlafbeginn oder die Melatoninregulierung beeinflusste.
Wie von Healthline berichtet, kamen die Studienautoren zu dem Schluss, dass es „keine eindeutigen Belege“ dafür gebe, dass blaues Licht im Vergleich zu anderen Lichtarten besonders schädlich sei.
Experten warnen dennoch vor Fehlinterpretationen der Ergebnisse
Dr. Alexander Solomon, Neuro-Ophthalmologe am Providence Saint John’s Health Center, merkte an, dass die Lichtexpositionen in der Studie sehr genau kalibriert waren – was reale Bedingungen möglicherweise nicht vollständig widerspiegelt.
Im Alltag ist blaues Licht von Bildschirmen oft heller und intensiver – insbesondere bei der Nutzung in dunklen Räumen.
Auch wenn die Ergebnisse das herkömmliche Wissen über blaues Licht infrage stellen, bedeuten sie nicht, dass Bildschirmnutzung vor dem Schlafengehen unbedenklich sei.
Der menschliche Biorhythmus wird von mehreren Faktoren beeinflusst, darunter Lichtintensität, -farbe, -zeitpunkt und Dauer der Exposition.
Selbst gelbes oder weißes Licht kann – wenn es stark genug ist – die Melatoninproduktion und die Schlafqualität beeinträchtigen.
Keiland Cooper, Neurowissenschaftler an der UC Irvine, betonte den Bedarf an weiterer Forschung: „Das wichtigste Fazit … ist, dass noch mehr Arbeit nötig ist, um herauszufinden, welche Aspekte von Bildschirmen nachts unseren Schlaf negativ beeinflussen.“
Beste Praktiken empfehlen weiterhin begrenzte Bildschirmzeit
Trotz der differenzierten Schlussfolgerungen der Studie empfehlen die meisten Schlafexperten weiterhin, die Bildschirmzeit vor dem Zubettgehen zu begrenzen – nicht nur wegen des Lichts, sondern auch wegen der geistigen Stimulation.
Sowohl Solomon als auch Cooper betonten, dass „Bildschirmhygiene“ weiterhin eine sinnvolle Strategie sei – insbesondere für Menschen, die unter Schlaflosigkeit oder unregelmäßigen Schlafmustern leiden.
Gedämpfte Beleuchtung, das Aktivieren von Nachtfiltern und das Abschalten von Geräten eine Stunde vor dem Schlafengehen können dazu beitragen, gesündere Schlafgewohnheiten zu fördern.
Und für Menschen mit anhaltenden Schlafproblemen kann es hilfreicher sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, statt allein das blaue Leuchten eines Smartphones verantwortlich zu machen.