Werfen wir einen genaueren Blick auf die sieben Konflikte, die Trump für gelöst hält – und darauf, wie viel Verdienst ihm tatsächlich zukommt.
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Frisch davon überzeugt, sich selbst für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen zu haben, verkündet Donald Trump nun, er habe nicht sechs, sondern sieben Kriege beendet.
Am 18. August erklärte er im Weißen Haus, er habe Frieden erzielt, „ohne überhaupt das Wort ‚Waffenstillstand‘ zu erwähnen“. Am nächsten Tag korrigierte er die Zahl auf sieben und fügte den andauernden Konflikt in der Ukraine seiner Liste diplomatischer Erfolge hinzu.
Armenien und Aserbaidschan: Ein Korridor, kein Frieden

Armenien und Aserbaidschan haben im August in Washington ein Abkommen unterzeichnet – Jahre nach erbitterten Kämpfen um Bergkarabach. Trump feierte es als Friedensdurchbruch. In Wahrheit ist es kein Friedensvertrag: Die Karabach-Frage bleibt ungelöst, und der Kriegszustand besteht offiziell weiterhin.
Was erreicht wurde, ist eine Transitroute von Aserbaidschan durch Armenien zur Exklave Nachitschewan, genannt „Trump Route for International Peace and Prosperity“. Kritiker sehen darin eher eine geopolitische Neuordnung als echten Frieden.
DR Kongo und Ruanda: Fragiler Frieden bei anhaltenden Kämpfen

Im Juni unterzeichneten die Demokratische Republik Kongo und Ruanda ein von den USA vermitteltes Abkommen – nach Jahrzehnten der Gewalt seit dem Völkermord in Ruanda. Millionen wurden vertrieben, die Region ist reich an Bodenschätzen.
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Doch der Waffenstillstand ist bereits brüchig: Das kongolesische Militär wirft ruandischen Rebellen neue Angriffe vor – die Stabilität des Abkommens bleibt ungewiss. Trumps Rolle lag in der Herbeiführung der Gespräche, doch dauerhafter Frieden ist noch weit entfernt.
Israel und Iran: Waffenstillstand statt Lösung

Nach einem kurzen, aber heftigen zwölftägigen Konflikt mit US-Luftschlägen auf iranische Nuklearanlagen verkündete Trump, er habe einen Waffenstillstand vermittelt. Er schrieb: „Offiziell beginnt der Waffenstillstand von Iran und – ab der 12. Stunde – auch von Israel.“
Expert:innen betonen, dass es sich um einen De-facto-Waffenstillstand handelt, keinen Friedensvertrag. Israel behält sich das Recht vor, wieder zuzuschlagen, sollte Iran die Nukleararbeiten wieder aufnehmen. Trump mag etwas Anerkennung zustehen, doch die Feindseligkeiten sind nicht beendet.
Indien und Pakistan: Waffenstillstand oder Zufall?

Im Mai flammten erneut Spannungen über Kaschmir auf – nachdem Indien als Reaktion auf einen Terroranschlag Raketenangriffe gestartet hatte. Trump behauptete, er habe nach nächtlichen Gesprächen einen „vollständigen und sofortigen Waffenstillstand“ erreicht.
Pakistan lobte ihn und schlug ihn für den Nobelpreis vor, Indien jedoch bestritt seinen Einfluss: Ein indischer Beamter versicherte, die Gespräche hätten direkt zwischen den Militärs stattgefunden – ohne US-Vermittlung. Trumps Anteil bleibt zumindest fraglich.
Kambodscha und Thailand: Ein unter Druck geschlossener Waffenstillstand

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Nach fünf Tagen Grenzgefechten im Juli, die Dutzende Tote forderten, einigten sich Kambodscha und Thailand auf einen Waffenstillstand. Trump reklamierte ihn auf Truth Social mit den Worten: „Ich habe den amtierenden Premierminister von Thailand angerufen … um einen Waffenstillstand zu erbitten.“
Das Abkommen wurde unter US-Druck in Malaysia unterzeichnet, doch Verstöße folgten schnell. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, die Kämpfe wieder aufgenommen zu haben – China mahnt zur Zurückhaltung. Die Lage bleibt angespannt, die Dauer des Waffenstillstands ungewiss.
Ägypten und Äthiopien: Ein Krieg, der nie stattfand

Trump zählt Ägypten und Äthiopien zu seinen sieben „beendeten Konflikten“, obwohl nie ein Krieg ausbrach. Es geht um Äthiopiens riesigen Staudamm am Nil, den Ägypten als Bedrohung seiner Wasserressourcen betrachtet. In seiner ersten Amtszeit sagte Trump: „Wäre ich Ägypten, ich würde das Nilwasser wollen.“ Später fügte er hinzu, Ägypten könnte „den Damm sprengen“.
Äthiopien warf ihm Kriegshetze vor. Gespräche dauern an, doch ein formelles Abkommen fehlt. Das Weiße Haus sieht sich nun in der Lage, einen nicht existenten Krieg als gelöst darzustellen.
Serbien und Kosovo: Ein verhindertes Kriegsszenario

2020 vermittelte Trump ein Wirtschaftsabkommen zwischen Serbien und Kosovo – zwei lange gegensätzliche Nachbarn. Nun behauptet er, er habe einen Krieg vorzeitig verhindert: „Serbien, Kosovo, es wäre eskaliert … Ich sagte: Wenn ihr kämpft, gibt es keinen Handel mit den USA.“
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Der Konflikt war zwar angespannt, doch bewaffnete Auseinandersetzungen blieben aus – seine Behauptung bleibt weitgehend symbolisch.
Und die Ukraine?

Trumps neuestes Ziel ist, den Krieg in der Ukraine zu beenden – sein nächster großer Triumph. Er drängt angeblich auf Gespräche, doch Fortschritte sind keine in Sicht, die Kämpfe nehmen zu. Er selbst gab zu: „Ich dachte, es wäre einfacher.“
Nobelpreis-Ambitionen oder politische Inszenierung?

TTrumps Friedensbehauptungen kommen mitten in der Spekulation um eine mögliche Nominierung für den Friedensnobelpreis 2025.
Während einige diplomatische Schritte Erfolge zeigen, sind viele Abkommen fragil, unvollständig oder basieren auf bereits laufenden Verhandlungen. Kritiker werfen ihm Übertreibung vor, Befürworter sehen ihn als resoluten Dealmaker.
Fazit: Fakt, Fiktion oder dazwischen?

Insgesamt beansprucht Trump, Konflikte in sieben Regionen gelöst zu haben – teils mit realen Ergebnissen, teils mit fragwürdiger Relevanz. Einige Abkommen zeigen Fortschritt, viele bleiben brüchig oder symbolisch.
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Ob er den Frieden wirklich vorangetrieben hat oder lediglich Schlagzeilen suchte – das bleibt umstritten.