In der gesamten Karibik weicht eine einst spektakuläre Unterwasserwelt zunehmend kargen, weißen Skeletten.
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Eine neue wissenschaftliche Bewertung, veröffentlicht vom Global Coral Reef Monitoring Network, zeigt, dass die Hartkorallenbedeckung in der Region seit 1980 um fast die Hälfte zurückgegangen ist und jüngste Hitzewellen beispiellosen Schaden angerichtet haben.
Forscher sagten dem Guardian, dass die vergangenen zwei Jahre den schlimmsten jemals dokumentierten Hitzestress für karibische Riffe gebracht haben.
Hitzestress und Korallenbleiche
Die Studie führt den Rückgang der Hartkorallen um 48 % auf steigende Meerestemperaturen zurück, die die Mikroalgen destabilisieren, auf die Korallen als Nahrungsquelle angewiesen sind.
Wenn Hitze diese Algen giftig macht, stoßen Korallen sie ab – sie verlieren sowohl ihre Farbe als auch ihre Nahrungsgrundlage.
Dr. Jérémy Wicquart, einer der Herausgeber des Berichts, sagte, dass allein 2023–24 ein Rückgang der Korallenbedeckung um 16,9 % verzeichnet wurde.
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Nach einer Konferenz in Puerto Morelos, Mexiko, tauchte er in Erwartung der farbenprächtigen Riffe, die in älteren Erhebungen beschrieben wurden. Stattdessen fand er, dass „alle Korallen gebleicht waren. Alles weiße Korallen. Das hat mich sehr getroffen.“ Stürme verschärfen den Stress zusätzlich, indem sie geschwächte Korallen in Trümmer verwandeln, wie der Guardian anmerkt.
Wirtschaftliche und ökologische Folgen
Korallenriffe bedecken weniger als 1 % des Meeresbodens, unterstützen jedoch ein Viertel aller Meeresarten – von Schildkröten und Haien bis zu Fechterschnecken und Papageifischen.
In der Karibik erwirtschaften sie jährlich rund 6,2 Milliarden Dollar durch Fischerei und Tourismus — letzterer macht etwa 10 % des regionalen BIP aus.
Doch während Korallen zurückgehen, breiten sich Makroalgen massiv aus. Da natürliche Konkurrenten fehlen und weniger Pflanzenfresser vorhanden sind — vor allem aufgrund von Überfischung — ist die Makroalgenbedeckung seit 1980 um 85 % gestiegen, berichtet der Guardian.
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Anzeichen von Widerstandskraft
Laut Guardian dokumentierten Forscher trotz alarmierender Verluste auch hoffnungsvolle Entwicklungen. Im südlichen Golf von Mexiko, wo der Hitzestress besonders stark war, fanden Wissenschaftler robuste, krankheitsfreie Kolonien — darunter auch vom Aussterben bedrohte Arten.
Diese Entdeckungen veranlassten die mexikanische Regierung, ein neues Meeresschutzgebiet einzurichten, das zwei bestehende Parks zu einem zusammenhängenden Schutzkorridor verbindet.
Nähe des Menschen und Verantwortung
Die Riffe der Karibik liegen in unmittelbarer Nähe dicht besiedelter Küsten; die Zahl der Menschen, die innerhalb von 20 km von Riffen leben, ist seit 2000 um fast 28 % gestiegen.
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Diese Nähe verstärkt lokale Belastungen — Abwasser, Tourismus, Fischerei — erhöht aber auch das Potenzial für gemeinschaftsgetriebene Erholung.
Quellen: The Guardian