Die vom russischen Militärkommando verkündeten Zahlen werden als „sehr große Übertreibungen“ bezeichnet.
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Die vom russischen Militärkommando verkündeten Zahlen werden als „sehr große Übertreibungen“ bezeichnet.
Was passiert?

Armeegeneral Waleri Gerassimow, Russlands Generalstabschef, steht nach seinen jüngsten Angaben zum Kriegsgeschehen im Visier eigener Militärblogger.
Was hat er behauptet?

Am 30. August erklärte er, russische Truppen hätten seit März 2025 insgesamt 3.500 Quadratkilometer ukrainisches Territorium erobert und 149 Ortschaften eingenommen.
Doch statt Lob löste die Ankündigung heftige Kritik im Internet aus – sogar von ansonsten kremltreuen Quellen.
Blogger schlagen Alarm

Die Reaktion russischer Militärblogger war schnell und scharf. Mehrere prominente Stimmen warfen dem General vor, die Zahlen massiv aufzublähen, manche bezeichneten seine Aussagen als „sehr große Übertreibung“.
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Andere forderten Transparenz und stellten die Frage, ob die Militärführung selbst getäuscht werde – oder bewusst Fehlinformationen verbreite, um eine günstige Erzählung aufrechtzuerhalten.
„Wer belügt den Kreml?“

Die Kritik spiegelt eine wachsende innere Frustration mit der russischen Militärführung wider.
Blogger fragten offen, welche Teile der Befehlskette dafür verantwortlich seien, falsche Daten nach oben weiterzugeben.
Die Zahlen stimmen nicht überein

Bei einer Überprüfung von Gerassimows Angaben kam das Institute for the Study of War (ISW) zu dem Ergebnis, dass russische Streitkräfte zwischen März und Ende August lediglich etwa 2.346 Quadratkilometer gewonnen und 130 Ortschaften erobert hätten – nicht die von Gerassimow genannten 3.500 km² und 149 Ortschaften.
Kreml verstärkt seine Propagandabemühungen

Der Zeitpunkt von Gerassimows Erklärung könnte Teil umfassenderer Bemühungen des Kreml sein, die Wahrnehmung im Inland wie im Ausland zu beeinflussen.
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Angesichts einer schleppenden Front und hoher Verluste scheint die Führung verstärkt auf Narrativkontrolle zu setzen, um Stärke und Dynamik zu suggerieren – selbst wenn die Daten das Gegenteil nahelegen.
Geringe Fortschritte, enorme Kosten

Trotz monatelanger Kämpfe sind die russischen Geländegewinne begrenzt und nur schrittweise erfolgt. Analysten weisen seit Langem darauf hin, dass das Tempo des Vormarsches in der Ukraine extrem langsam ist.
Selbst dort, wo Gewinne erzielt werden, handelt es sich oft um strategische Sackgassen – kleine Gebiete, die nur unter enormen menschlichen und logistischen Kosten erobert werden.
Ukrainische Berichte zeigen enorme russische Verluste

Laut dem ukrainischen Generalstab erlitten die russischen Streitkräfte zwischen Januar und August 2025 allein in den Oblasten Charkiw, Luhansk und Donezk 210.000 Verluste.
Das entspricht durchschnittlich 26.250 Mann pro Monat in diesen Regionen – eine erschütternde Zahl für jede moderne Armee.
Landesweite Verluste erreichen 290.000

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Über die gesamte Front hinweg meldet das ukrainische Militär 290.000 russische Verluste von Januar bis August 2025.
Das entspricht etwa 36.250 Mann pro Monat – eine Rate, die die erzielten Geländegewinne bei Weitem übertrifft.
Unabhängige russische Medien bestätigen Todeszahlen

Russische Oppositionsmedien wie Meduza und Mediazona liefern weitere Belege für die wachsenden menschlichen Verluste.
Auf Grundlage von Daten aus dem russischen Nachlassregister schätzen sie, dass 2024 mindestens 93.000 russische Soldaten starben – fast doppelt so viele wie 2023.
Ihre Prognosen für 2025 sind kaum weniger düster.
Prognosen deuten bereits auf 56.000 Tote im Jahr 2025 hin

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Laut einem Vorhersagemodell dieser unabhängigen Medien starben allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 bereits rund 56.000 russische Soldaten.
Setzt sich dieser Trend fort, könnte die Zahl der Toten in diesem Jahr sogar die erschreckenden Werte von 2024 übertreffen.
Militärischer Fortschritt langsamer als in modernen Kriegsnormen üblich

Analysten betonen, dass Russlands derzeitige Vormarschgeschwindigkeit weit hinter den Erwartungen an moderne mechanisierte Kriegsführung zurückbleibt.
In Konflikten, in denen normalerweise Geschwindigkeit, Beweglichkeit und Logistik den Ausschlag geben, basiert Russlands Fortschritt in der Ukraine offenbar eher auf Abnutzung und roher Gewalt als auf Strategie oder Effizienz.
Steigende Verluste stellen strategische Tragfähigkeit infrage

Letztlich wirft das Verhältnis von russischen Verlusten zu den erzielten Geländegewinnen grundlegende Fragen auf.
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Militärischer Erfolg bedeutet nicht nur, Land zu erobern – sondern dies auch nachhaltig zu tun.
Bei hoher Abnutzung, zweifelhafter Moral und wachsender interner Kritik könnte Russlands Kriegsbilanz weitaus brüchiger sein, als die Führung eingestehen will.