Keir Starmer, der aktuelle Vorsitzende der britischen Labour-Partei, hat sich trotz fehlenden Charmes und einer wenig dynamischen Ausstrahlung als ernstzunehmender Kandidat für das Amt des Premierministers etabliert.
Die Tagesschau berichtet über Starmers Weg und seine Chancen, die britische Politik zu verändern.
In TV-Duellen wirkt er oft wie ein „Polit-Roboter“ und wird von Zeitungen als „Reh im Scheinwerferlicht“ beschrieben. Starmer selbst betont, dass er Premierminister und „nicht Zirkusdirektor“ werden wolle, und verweist auf seine Ernsthaftigkeit im Gegensatz zu flamboyanten Politikern wie Nigel Farage.
Der Slogan der Labour-Partei, „Change“, mag blass erscheinen, trifft jedoch den Nerv vieler Briten, die nach 14 Jahren Tory-Regierung eine andere Führung suchen.
Starmer, dessen Vater Werkzeugmacher und dessen Mutter Krankenschwester war, hebt seine bescheidenen Wurzeln in Interviews hervor.
Diese Hintergrundgeschichte dient dazu, ihm Kontur zu verleihen, besonders in einem Parlament, das von Abgeordneten aus der Mittelschicht und wohlhabenden Familien dominiert wird.
Als ehemaliger Menschenrechtsanwalt hat Starmer bedeutende Fälle vertreten, darunter Umweltaktivisten gegen McDonald's und Bergarbeiter, die Entschädigungszahlungen erhielten.
Seine Karriere führte ihn bis an die Spitze der Staatsanwaltschaft, was ihm den Ritterschlag einbrachte.
Seine politische Laufbahn begann spät, als er mit 52 Jahren einen Sitz im Parlament gewann und kurz darauf in die Regierungsmannschaft von Jeremy Corbyn geholt wurde.
Trotz interner Konflikte innerhalb der Partei und Vorwürfen gegen Corbyn, antisemitische Tendenzen zu dulden, gelang es Starmer, die Partei wieder zusammenzuführen und sie in den Umfragen zu stärken.
Starmers Ansatz, die Partei zurück in die politische Mitte zu rücken und radikale Mitglieder auszugrenzen, hat sowohl Lob als auch Kritik hervorgerufen.
Während seine Unterstützer ihn als pragmatisch bezeichnen, sehen Kritiker in ihm ein „Fähnchen im Wind“. Klar ist jedoch, dass Starmer Labour in kurzer Zeit für eine breite Wählerschaft wieder attraktiv gemacht hat.
Glaubt man den Umfragen, könnte Labour unter seiner Führung die Zahl der Sitze im Unterhaus im Vergleich zu 2019 mehr als verdoppeln.