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Nach dem Rückzug der USA: Die EU will ein uneinnehmbares Ukraine aufbauen

EU, Europaparlamentet
Fabrizio Maffei / Shutterstock

Der erste Schritt umfasst sofortige Unterstützung in Form von mehr Munition, Luftabwehrsystemen und anderer Kriegsmaterialien – insbesondere Boden-Luft-Raketen, die sowohl Städte als auch Frontlinien schützen.

Mit der Reduzierung der militärischen Unterstützung aus den USA setzt die EU auf eine zweigleisige Strategie, um die Selbstverteidigungsfähigkeit der Ukraine zu stärken.

Die langfristige Sicherheit der Ukraine – unabhängig davon, ob ein Waffenstillstand erzielt wird oder nicht – basiert laut vielen auf der Umwandlung des Landes in eine „Stahlfestung“: so schwer bewaffnet, dass es nahezu unmöglich wird, es anzugreifen.

Diese Vision bildet die Grundlage für eine neue Zwei-Stufen-Strategie der Europäischen Kommission, berichtet The Economist, während die Unterstützung der USA schwindet.

Im Zentrum des Plans steht die Außenbeauftragte der EU, Kaja Kallas, ehemalige Ministerpräsidentin von Estland. Sie schlägt vor, dass die EU die militärische Unterstützung für die Ukraine bis 2025 verdoppeln soll – auf 40 Milliarden Euro – und gleichzeitig die eigene Verteidigungsproduktion der Ukraine aufbauen soll.

Schritt eins: Mehr Waffen – schneller

Der erste Schritt umfasst sofortige Unterstützung in Form von mehr Munition, Luftabwehrsystemen und anderer Kriegsmaterialien – insbesondere Boden-Luft-Raketen, die sowohl Städte als auch Frontlinien schützen.

Das sogenannte „dänische Modell“ wird bereits angewendet: Die Ukraine identifiziert ihren Bedarf, Dänemark zahlt, und die dänischen Behörden übernehmen die Beschaffungen. Das Ergebnis war eine schnelle Lieferung von unter anderem Bohdana-Haubitzen, Drohnen und Raketenabwehrsystemen. Auch Schweden und Island haben diese Methode angewendet.

Kallas‘ Vorschlag stieß jedoch beim EU-Gipfel im März auf Widerstand – der Plan wurde dort auf nur noch 5 Milliarden Euro für Munition reduziert, da mehrere Länder nur schwaches Unterstützung zeigten.

Schritt zwei: Aufbau der ukrainischen Verteidigungsindustrie

Gleichzeitig möchte die EU der Ukraine helfen, ihre militärische Produktion auszubauen – eine nachhaltige und kostengünstige Lösung. Im Jahr 2024 produzierten ukrainische Verteidigungsunternehmen Waffen im Wert von etwa 10 Milliarden Dollar – eine Steigerung von 200 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Prognose für 2025 liegt bei 15 Milliarden Dollar, mit einer theoretischen Maximalproduktion von bis zu 35 Milliarden Dollar, so das ukrainische Thinktank Ukrainian Institute for the Future.

Zu den Zielen für 2025 gehören:

  • 5 Millionen FPV-Drohnen
  • 30.000 Langstreckendrohnen
  • 3.000 Marschflugkörper
  • Neue ballistische Raketen – bereits gegen russische Ziele getestet

Die Finanzierung bleibt jedoch eine Herausforderung. Die Ukraine benötigt weiterhin wirtschaftliche Unterstützung von ihren Alliierten.

Innovation trotz Bombardierungen

Trotz wiederholter russischer Angriffe auf Waffenfabriken – einige wurden bis zu fünfmal getroffen – geht die Produktion weiter. Der frühere Verteidigungsminister der Ukraine, Andrii Zagorodniuk, sagt:

„Es findet ein ständiger Innovationsprozess statt. In der Ukraine kann eine Idee in nur wenigen Monaten zu einer Waffe in der Hand des Soldaten werden.“

Das Land ist auch weltweit führend in der elektronischen Kriegsführung. Beispielsweise neutralisiert der Störsender Lima russische Gleitbomben. Laut dem ehemaligen deutschen Verteidigungschef Nico Lange übertrifft die Ukraine nun sowohl Russland als auch den Westen in diesem Bereich.

Das Abhängigkeitsproblem von Importen bleibt jedoch bestehen, insbesondere bei Komponenten wie Fahrgestellen für gepanzerte Fahrzeuge. Kooperationen mit westlichen Rüstungsunternehmen sind daher entscheidend. Derzeit arbeitet die Ukraine mit dem französischen Unternehmen Thales an Systemen zum Abfangen ballistischer Raketen.

Obwohl Kallas’ Plan im März gekürzt wurde, ist sie entschlossen, ihn weiterzuverfolgen. Laut The Economist läuft die EU Gefahr, die schnellste und effektivste Methode zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine zu verlieren, wenn sie nicht handelt.

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