Im Zuge des Anfang April in Rostow am Don abgehaltenen Forums „Integration-2025“ wurde der Plan erstmals öffentlich gemacht.
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Diese massive Bevölkerungsverschiebung soll die Kontrolle über annektierte Regionen festigen.
Russland hat Berichten zufolge einen Plan in die Wege geleitet, bis zum Jahr 2030 mindestens 5 Millionen Menschen – mutmaßlich aus dem eigenen Staatsgebiet – in die derzeit von Russland besetzten ukrainischen Gebiete umzusiedeln.
Der Plan wurde Anfang April während des Forums „Integration-2025“ in Rostow am Don bekannt gegeben.
Er sieht vor, die Bevölkerung in den besetzten Teilen der Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson – ohne die Krim – mehr als zu verdoppeln: von aktuell unter 5 Millionen auf 10 Millionen bis zum Ende des Jahrzehnts.
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Laut Petro Andriuschtschenko, ehemaliger Berater des Bürgermeisters von Mariupol und Leiter des Zentrums zur Erforschung der Besatzung, sind die Prognosen des Kremls angesichts der tatsächlichen Lage vor Ort wahrscheinlich übertrieben.
Er wies zudem darauf hin, dass bereits zahlreiche Arbeitsmigranten aus Zentralasien vor Ort seien, die am Wiederaufbau in den kriegszerstörten Regionen arbeiten.
Zwangsintegration und Russifizierungsmaßnahmen
Laut United24 Media ist diese Entwicklung Teil einer umfassenderen Russifizierungskampagne in den besetzten Gebieten. Zu den zentralen Maßnahmen gehören:
- Zwangsweise Umsiedlung ukrainischer Kinder in von Russland kontrollierte Gebiete, oft in sogenannte „Umerziehungslager“
- Juristischer Druck zur Annahme der russischen Staatsbürgerschaft; ab dem 1. Januar 2025 gelten Verweigerer offiziell als „Ausländer“
- Verlust bürgerlicher Rechte für Ukrainer, die russische Dokumente ablehnen – darunter Rentenansprüche, Gesundheitsversorgung, Arbeitsmöglichkeiten und Eigentumsrechte
- Androhung von Deportation und erhöhte Steuerbelastung bei Nichtbefolgung
Diese Maßnahmen sollen das tägliche Leben für jene Ukrainer, die sich einer Eingliederung widersetzen, untragbar machen – sie werden faktisch gezwungen, entweder die russische Herrschaft zu akzeptieren oder das Gebiet zu verlassen.
Fragwürdige Bevölkerungsstatistiken
Ein Schwerpunkt der offiziellen russischen Darstellung ist die Stadt Mariupol, die während der Belagerung im Jahr 2022 stark zerstört wurde.
Von Russland eingesetzte Verwaltungsbeamte behaupten, dass 329.000 Menschen in die Stadt „zurückgekehrt“ seien – eine Zahl, die auffällig nahe an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2014 vor Kriegsbeginn liegt.
Andriuschtschenko wies diese Behauptung als Propaganda zurück und betonte, dass dabei weder die Toten noch die Vertriebenen oder die in Evakuierung lebenden Menschen berücksichtigt würden.
Zur Unterstützung der Umsiedlungspläne und zur Präsentation eines Bildes des Wiederaufbaus haben russische Behörden Infrastrukturinvestitionen versprochen – darunter ein seit Langem angekündigter Seeweg zwischen Mariupol, Berdjansk und Jeisk. Kritiker bemängeln jedoch, dass seit der Ankündigung im Jahr 2022 kaum Fortschritte zu verzeichnen seien.
Derweil hat der Mangel an lokaler Arbeitskraft zu einer starken Abhängigkeit von Arbeitsmigranten aus Zentralasien geführt, die vielfach in provisorischen Unterkünften leben, während sie an Bau- und Verkehrsprojekten arbeiten.
Beobachter und internationale Menschenrechtsorganisationen beschreiben die Umsiedlungs- und Einbürgerungspolitik des Kremls als eine Form der demografischen Manipulation, mit dem Ziel, Identität und politische Ausrichtung der besetzten ukrainischen Gebiete nachhaltig zu verändern.