Ein außergewöhnliches Sicherheitsversagen hat offengelegt, wie ranghohe Trump-Beamte auf Signal bevorstehende Luftangriffe im Jemen diskutierten – und dabei versehentlich einen Journalisten von The Atlantic in die Gruppe einfügten.
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Bei einem seltenen Sicherheitsverstoß wurde ein leitender Journalist des Magazins The Atlantic versehentlich zu einer privaten Signal-Gruppe hinzugefügt, in der führende Beamte der Trump-Regierung über unmittelbar bevorstehende US-Militärschläge gegen Huthi-Ziele im Jemen diskutierten.
Der Vorfall, der erstmals von The Atlantic-Chefredakteur Jeffrey Goldberg publik gemacht wurde, ist inzwischen vom Weißen Haus bestätigt worden und hat Forderungen nach einer offiziellen Untersuchung ausgelöst.
Goldberg schilderte den Moment, als ihm klar wurde, dass er in eine Chatgruppe mit dem Titel „Houthi PC small group“ (etwa: „Huthi-Planungsgruppe, kleiner Kreis“) hinzugefügt worden war – gemeinsam mit Namen, die offenbar US-Außenminister Marco Rubio, Vizepräsident JD Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth und den Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz einschlossen.
„Ich wusste jedoch zwei Stunden vor dem ersten Bombenabwurf, dass ein Angriff bevorstehen könnte“, schrieb Goldberg und erinnerte daran, wie Waltz ihn über Signal kontaktiert hatte.
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Trump: ‚Ich weiß nichts darüber‘
Bei einer Presseveranstaltung in Louisiana behauptete Präsident Donald Trump, von dem Vorfall nichts zu wissen.
„Ich weiß nichts darüber. Sie erzählen mir gerade zum ersten Mal davon“, sagte er gegenüber reporters.
„Ich bin kein großer Fan von The Atlantic. Für mich ist das ein Magazin, das pleitegeht.“
Trotz dieser abfälligen Bemerkungen über das Leck ließ Trump andeutungsweise verlauten, es könne sich um Sabotage handeln:
„Es kann nicht sehr wirkungsvoll gewesen sein, denn der Angriff war sehr wirkungsvoll.“
Einblick in den Chat: Echtzeit-Debatte über Luftangriffe
Durch Goldbergs Zugang ergab sich ein unerwarteter Einblick in die laufenden Überlegungen und Meinungsverschiedenheiten unter einigen der mächtigsten Personen in der Trump-Regierung.
In einem zentralen Austausch äußerte Vizepräsident Vance Zweifel daran, ob ein Angriff auf die Huthis nicht in erster Linie europäischen Handelsinteressen diene, und sprach sich für einen Aufschub aus, um zunächst „an der Kommunikationsstrategie zu arbeiten“.
Verteidigungsminister Hegseth widersprach:
„Unmittelbare Risiken bei einem Zögern: 1) Es kommt zu einem Leak und wir wirken unentschlossen; 2) Israel greift zuerst ein … und wir verlieren die Möglichkeit, selbst die Bedingungen zu setzen.“
Ein weiterer Teilnehmer, mutmaßlich Stephen Miller (als „SM“ bezeichnet), bestand darauf, dass der Präsident den Angriff bereits genehmigt habe:
„Der Präsident war eindeutig: grünes Licht – aber wir machen Ägypten und Europa bald klar, was wir im Gegenzug erwarten.“
Nach Durchführung der Luftschläge sollen Mitglieder der Chatgruppe mit Flaggen-Emojis, Flammen und angespannten Bizepssymbolen gefeiert haben.
Wachsende Sicherheits- und Rechtsbedenken
Obwohl verschlüsselte Apps wie Signal häufig für sichere Kommunikation verwendet werden, betonte Goldberg, dass die Nutzung für operative Einsatzplanung in diesem Ausmaß beispiellos – und möglicherweise illegal – sei.
„Wären ihre Handys verloren gegangen oder gestohlen worden, hätte ein ernsthaftes Risiko für die nationale Sicherheit bestanden“, schrieb Goldberg.
Zudem äußerte er Bedenken hinsichtlich möglicher Verstöße gegen das Bundesarchivgesetz, da die Nachrichten im Chat auf automatisches Löschen eingestellt waren – womöglich ein Verlust von Beweismaterial offizieller Handlungen.
„Die Gruppe übermittelte Informationen an jemanden, der nicht autorisiert war, sie zu empfangen. Das ist die klassische Definition eines Leaks.“
Der Nationale Sicherheitsrat bestätigte die Echtheit des Signal-Chats in einer Pressemitteilung:
„Wir überprüfen derzeit, wie eine falsche Nummer versehentlich in den Verteiler aufgenommen wurde. Der Thread zeigt eine tiefe und durchdachte Abstimmung der Politik zwischen hochrangigen Beamten.“
Forderungen nach parlamentarischer Aufklärung
Die Enthüllung hat bereits dazu geführt, dass der demokratische Senator Chris Coons eine sofortige Untersuchung forderte.
„Wenn hochrangige Berater von Präsident Trump tatsächlich unsichere, nicht-staatliche Systeme genutzt haben, um detaillierte Kriegspläne auszutauschen, ist das ein erschütternder Verstoß“, schrieb Coons auf Social Media.
Obwohl Goldberg keine operativen Details öffentlich machte, schienen Zeitpunkt und Inhalte der Chatnachrichten den Entwicklungen im Jemen in Echtzeit zu entsprechen – darunter die US-Angriffe auf Huthi-Ziele am 15. März, nur wenige Stunden nach dem Ende des Chats.
Während die öffentliche Aufmerksamkeit wächst, mehren sich auch juristische Fragen rund um Mike Waltz, der offenbar die Verbindung zu Goldberg hergestellt hatte. Ob absichtlich oder nicht – es könnte sich um einen schwerwiegenden Verstoß gegen Vorschriften zum Umgang mit Verschlusssachen handeln.