Sieben Monate in Gefangenschaft haben den Soldaten für immer gezeichnet – doch die körperlichen Verletzungen waren nie das Schlimmste.
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Sieben Monate in Gefangenschaft haben den Soldaten für immer gezeichnet – doch die körperlichen Verletzungen waren nie das Schlimmste.
Igors Albtraum beginnt

Im Jahr 2022 wurde der ukrainische Soldat Igor Platonov während der brutalen Schlacht um Mariupol von russischen Streitkräften gefangen genommen.
Was folgte, war eine siebenmonatige Tortur in verschiedenen russischen Haftzentren, in denen Igor erkannte: „Es gibt etwas, das noch schlimmer ist als Folter.“
Nun hat Igor seine Geschichte den niederländischen Medien AD erzählt.
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Ein trügerisches Gefühl von Sicherheit

Als Igor sich ergab, hoffte er, dass die Russen die Genfer Konventionen einhalten würden.
Seine Bewacher wirkten zunächst zivilisiert, boten ihm sogar eine Zigarette an. Doch die Illusion von Anstand zerbrach schnell.
Aller Wert beraubt

Beim Besteigen des Gefangenentransports nahmen ihm die Wachen alle persönlichen Gegenstände ab – Gold, Kreuze, Eheringe.
Ein Akt, den er als zutiefst demütigend beschreibt.
Oleniwka: Das berüchtigte Gefängnis

Igor wurde in das berüchtigte Gefängnis Oleniwka in der Nähe von Donezk gebracht.
Dort wurden er und andere Gefangene gezwungen, sich vollständig auszuziehen, um Ganzkörperdurchsuchungen zu über sich ergehen zu lassen.
Geplant, um zu brechen

Es war nur der Anfang des Entmenschlichungsprozesses.
„Sie nahmen uns alles“, erinnert sich Igor. „Es war darauf ausgelegt, uns zu brechen, noch bevor wir die Zellen betraten.“
Die harte Realität

Igor erkannte bald, dass es keine schnelle Freilassung geben würde.
Stattdessen wurde er zwischen zwölf verschiedenen Haftzentren hin- und hertransportiert, stets mit fest verklebten Augen, die Hände auf dem Rücken gefesselt, wie Vieh auf Lastwagen geworfen.
In jedem neuen Gefängnis wurde er sofort brutal misshandelt.
Das „Priyomka“-Ritual

Jeder Transfer brachte ein grausames Initiationsritual namens „Priyomka“ mit sich, das von einem UN-Menschenrechtsberichterstatter als lang anhaltende, grausame Misshandlungen beschrieben wurde.
Schnell bewegen, sonst wird es schlimmer

Igor erklärt, dass man nicht weiß, was passiert, man fällt einfach zu Boden und wird sofort geschlagen.
Und wenn man sich nicht schnell genug bewegt, werden die Schläge härter. Wenn man zusammenbricht, wird man weiter geschlagen – einige Gefangene standen nie wieder auf.
Gebrochene Knochen

Die körperlichen Folgen waren verheerend. Igor verlor alle Zähne, erlitt mehrere Brüche – einschließlich der Wirbelsäule, des Kiefers, der Rippen und des rechten Beins – und erlitt langfristige innere Schäden.
Die tiefste Wunde: Demütigung

Doch, betont er, der körperliche Schmerz war nicht das Schlimmste.
Laut ihm schneidet die Demütigung tiefer als jede körperliche Verletzung.
Demütigung als Unterhaltung

In einer besonders grausamen Wendung wurden Gefangene gezwungen, ihre Peiniger zu unterhalten.
In einem Zentrum in Kursk mussten sie wie Hühner gackern, auf Kommando singen und sogar nackt herumlaufen.
Ein Ritual der Entmenschlichung

Die Wachen schienen Freude daran zu haben, die Gefangenen zu erniedrigen. Igor wurde mehrmals gewaltsam rasiert, wobei ihm manchmal Hautstücke abgerissen wurden.
Igor ist sich sicher, dass es nie um Kontrolle ging, sondern darum, den Gefangenen jegliche Würde zu nehmen.
Folter und Verhöre

Schließlich wurde Igor Verhören unterzogen, bei denen die körperliche Misshandlung wieder aufgenommen wurde.
Er wurde auch an einen Lügendetektor angeschlossen – ein Moment, den er als „unglaublich stressig“ beschrieb.
Ein Hoffnungsschimmer

Nach sieben Monaten des Leidens wurde Igor mitgeteilt, dass er freigelassen werden würde. Zunächst glaubte er es nicht; er hatte diese Worte schon zuvor gehört, nur um dann enttäuscht zu werden.
Doch als die Gewalt nachließ, begann er zu hoffen. Wie er es beschreibt, schien es, als wollten die Wachen alle Spuren des Missbrauchs verbergen.
Freiheit, aber kein Frieden

Ende November 2022 brachte ein Gefangenenaustausch Igor endlich nach Hause. Physisch frei, aber emotional gezeichnet, gibt er zu, dass er den Menschen nicht mehr so vertrauen kann wie früher.
Er glaubt einfach nicht, dass er jemals wieder derselbe sein wird.
Die tiefste Wunde: Hass

Was bleibt, ist ein brennender Hass auf diejenigen, die ihn misshandelt haben.
„Sie sind keine Menschen“, sagte Igor über seine Peiniger. „Menschen tun so etwas nicht. Sie sind Kreaturen aus der Hölle.“