Eine Witwe heiratete fünfmal – und alle ihre Ehemänner starben im Krieg. Damit war sie fünfmal berechtigt, Entschädigung zu erhalten.
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Eine Witwe heiratete fünfmal – und alle ihre Ehemänner starben im Krieg. Damit war sie fünfmal berechtigt, Entschädigung zu erhalten.
Was passiert hier?

Immer mehr russische Frauen nutzen die Kriegsumstände aus, indem sie Soldaten heiraten, die an die Front geschickt werden – nur um anschließend Todesfallentschädigungen zu kassieren, wenn die Männer im Kampf fallen.
Diese Frauen, bekannt als „Schwarze Witwen“, sollen Berichten zufolge pro Fall bis zu 85.000 Euro erhalten.
Wie der Betrug funktioniert

Das Vorgehen ist erschreckend simpel:
Die Frauen heiraten Soldaten, manchmal nur wenige Tage vor deren Einsatz. Stirbt der Soldat im Gefecht, erhält die Witwe staatliche Entschädigungen – darunter eine Einmalzahlung, Kinderzulagen und monatliche Leistungen.
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Auf dem Papier wirkt das Ganze wie eine echte Familie.
Eine Frau, fünf tote Ehemänner

Eines der schockierendsten Beispiele stammt aus Burjatien, wo eine Krankenschwester angeblich fünf verwundete Soldaten heiratete. Jeder von ihnen starb kurz darauf.
Ihre Rolle in ihren letzten Tagen – als vermeintliche Pflegerin – verschaffte ihr das Vertrauen der Männer und ermöglichte es, die Heiratspapiere noch vor deren Tod zu unterschreiben.
Geständnisse einer „Schwarzen Witwe“

In einem Video, das über russische Journalisten verbreitet wird, schildert eine Frau den Ablauf offen:
„Er geht an die Front, ich melde die Kinder schon auf seinen Namen an. Ich bekomme fünf Millionen ausgezahlt, dazu Schul- und Kindergartenbeihilfen. Wir werden gut leben und ans Meer fahren.“
Das gesetzliche Schlupfloch

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Nach russischem Recht erhalten die Familien gefallener Soldaten zwischen fünf und acht Millionen Rubel – rund 85.000 Euro. Wenn Kinder im Spiel sind, kommen weitere Leistungen hinzu.
Für Betrüger ist der finanzielle Anreiz enorm, besonders in wirtschaftlich schwachen Regionen.
Auf der Suche nach sterbenden Soldaten

Freiwillige und Pflegekräfte in Militärkrankenhäusern sollen eine Schlüsselrolle bei der Auswahl verwundbarer Zielpersonen spielen.
„Gib einem Soldaten ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, und die Logik verschwindet“, sagte der Militärfreiwillige Roman Alechin.
In der Verwirrung von Krieg und Verletzung ist eine Heiratseinwilligung leicht zu bekommen.
Eine Militäreinheit als Heiratsfabrik

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In Primorje deckten die Behörden ein Netzwerk auf, in das ein Unteroffizier, seine Ehefrau, ein Sergeant und ein Militärbuchhalter verwickelt waren.
Gemeinsam organisierten sie ein System, um verwundbare Männer – jene ohne enge Angehörige – zu verheiraten und anschließend die staatlichen Entschädigungen zu kassieren, teils sogar mit Vermögenswerten im Namen der verstorbenen Soldaten.
Juristischer Widerstand beginnt – doch Betrug ist schwer nachzuweisen

Die Staatsduma arbeitet derzeit an einem Gesetz, um solche Scheinehen einzudämmen. Doch es bleibt schwierig, eine Ehe als Betrug zu beweisen.
In einem Fall aus Chakassien versuchte eine Mutter, die Ehe ihres Sohnes vor Gericht anzufechten. Trotz ihrer Vorwürfe erklärte der Richter die Ehe für gültig.
Tausende Fälle, kaum Rechenschaft

Man geht davon aus, dass es in Russland Tausende solcher Fälle gibt.
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Da es nur wenige Strafverfahren und kaum rechtliche Mittel zur Überprüfung ehelicher Absichten gibt, befürchten viele, dass das Problem bestehen bleibt – öffentliche Gelder verschlingt und die Würde echter Kriegswitwen untergräbt.
Krieg, Trauer und Profit

Was einst als staatliche Unterstützung für trauernde Familien gedacht war, hat sich in eine dunkle Schattenwelt des geschäftsmäßigen Leids verwandelt.
Während Russlands Krieg in der Ukraine andauert, verschwimmt die Grenze zwischen Opferbereitschaft und Ausbeutung zunehmend.