Wir wissen, was im Falle eines Angriffs von außen geschehen würde – aber wie sieht es mit einem internen Konflikt aus?
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Wir wissen, was im Falle eines Angriffs von außen geschehen würde – aber wie sieht es mit einem internen Konflikt aus?
Einer für alle und alle für einen

Wir alle kennen den Musketier-Schwur der NATO – jenen, der besagt, dass ein Angriff auf einen Mitgliedstaat als Angriff auf alle Mitglieder des Bündnisses gilt.
32 Nationen bereit zur Verteidigung

Die NATO (North Atlantic Treaty Organization) besteht aus 32 Mitgliedstaaten.
Sie wurde 1949 als Verteidigungspakt gegründet, um die Mitglieder gemeinsam gegen die befürchtete Aggression der Sowjetunion zu schützen.
Interne Streitigkeiten

Das Bündnis begann mit nur 12 Staaten, hat sich aber seitdem auf 32 Mitglieder erweitert (mit Finnland und Schweden als jüngsten Beitritten).
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Doch Verteidigung ist das eine, Politik das andere – und nicht alle NATO-Mitglieder sind beste Freunde.
Trumps Drohungen gegen Dänemark

Donald Trump hat erklärt, dass er will, dass Grönland Teil der USA wird. Er hat den Einsatz von Gewalt zur Erreichung dieses Ziels nicht ausgeschlossen.
Grönland ist ein autonomes Gebiet im Königreich Dänemark, was bedeutet, dass eine amerikanische Invasion Grönlands de facto ein Angriff auf das NATO-Mitglied Dänemark wäre.
Griechenland vs. Türkei

Zwei weitere NATO-Mitglieder, Griechenland und die Türkei, haben seit Jahrzehnten Probleme miteinander.
Einer der zentralen Streitpunkte zwischen den Ländern ist der Konflikt um die Ägäis.
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Es handelt sich um ein komplexes Geflecht miteinander verbundener Konflikte, aber einer der Hauptpunkte ist die Frage der Hoheitsgewässer.
6 oder 12 Seemeilen

Derzeit beanspruchen sowohl Griechenland als auch die Türkei in der Ägäis jeweils ein 6-Seemeilen-Territorialgewässer, so das türkische Außenministerium.
Ein wesentlicher Streitpunkt ist, ob Griechenland seine Hoheitsgewässer einseitig auf die international anerkannten 12 Seemeilen ausdehnen darf – etwas, das die Türkei als möglichen Kriegsgrund betrachtet.
Kollektive Verteidigung – aber was bei internen Kämpfen?

Nach Russlands Invasion in die Ukraine sowie verstärkter hybrider Kriegsführung gegen NATO-Staaten hat das Bündnis wiederholt Einheit und Solidarität betont.
Doch was würde geschehen, wenn ein Krieg zwischen zwei NATO-Mitgliedern ausbräche?
Was sagt Artikel 5?

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Artikel 5 besagt, dass ein Angriff auf ein Mitglied des Bündnisses als Angriff auf alle gilt.
Dies gilt jedoch nur für eine äußere Macht bzw. einen externen Aggressor.
Keine klaren Mechanismen

Sollten zwei NATO-Mitglieder anfangen, gegeneinander zu kämpfen, verfügt das Bündnis tatsächlich über keinen Mechanismus zur Bewältigung einer solchen Situation.
Es würde zweifellos eine heftige diplomatische Krise auslösen – wie diese ausgehen und welche Lösung gefunden würde, bleibt jedoch unklar, da festgelegte Verfahren fehlen.
Wer ist der Aggressor?

Die größte Frage in einem solchen Szenario wäre, wie sich feststellen ließe, wer Aggressor und wer Opfer ist.
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Da die NATO ein Verteidigungsbündnis ist, würde eine mögliche NATO-Intervention wahrscheinlich auf der Seite des Opfers stehen – sicher ist das jedoch nicht.
Ausschluss?

Artikel 13 des NATO-Vertrags beschreibt den Prozess, wie ein Mitgliedstaat das Bündnis verlassen kann.
Es gibt jedoch keinen Mechanismus oder rechtlichen Präzedenzfall für den Ausschluss eines Mitgliedstaates.
Unklar ist, ob ein Verstoß gegen Artikel 8 als so schwerwiegender Vertragsbruch gewertet würde, dass er einen Ausschlussprozess auslösen könnte.
Ein Test der Grundprinzipien

Ein Szenario mit einem internen Krieg innerhalb der NATO würde die grundlegenden Prinzipien des Bündnisses und das Bekenntnis seiner Mitglieder zur friedlichen Konfliktlösung auf die Probe stellen.
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Die Reaktion des Bündnisses würde von intensiven politischen Beratungen und individuellen Entscheidungen der Mitgliedstaaten abhängen – nicht von einer festgelegten kollektiven Verteidigungsmaßnahme.