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„Ich dachte, ich könnte sterben“: Russland rekrutierte 240 Kinder für Sabotageeinsätze

„Ich dachte, ich könnte sterben“: Russland rekrutierte 240 Kinder für Sabotageeinsätze
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Die Sorge über die Ausbeutung Minderjähriger hat in der Ukraine zugenommen, nachdem neue Berichte aufgedeckt haben, wie Kinder und Jugendliche über soziale Medien in verdeckte Missionen gelockt wurden.

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Beamte sagen, dass Anwerber gezielt jene ansprechen, die sich isoliert oder frustriert fühlen – mit dem Versprechen auf Geld für Aufgaben, deren Bedeutung sie kaum verstehen.

Strafverfolgungsbehörden argumentieren, dass daraus inzwischen eine systematische Taktik geworden ist, die die Schwächsten ausnutzt.

Steigende Fallzahlen

Laut BBC hat der ukrainische Geheimdienst SBU in den vergangenen zwei Jahren mehr als 800 von Russland angeworbene Personen identifiziert – darunter 240 Minderjährige. Einige waren erst 11 Jahre alt.

Ein Fall betraf einen 17-Jährigen, der rund 800 Kilometer in die westukrainische Stadt Riwne reiste, um eine Bombe und ein Telefon abzuholen, die in einem Park versteckt worden waren.

Er erzählte der BBC, er sei mit 1.860 Euro dafür geködert worden, den Sprengsatz in einem Lieferwagen der ukrainischen Streitkräfte zu platzieren.

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Jugendliche gezielt angesprochen

Der Jugendliche, unter dem Pseudonym Wlad bekannt, sagte, er habe den Sprengsatz anschließen sollen, während er die Szene live an einen Koordinator übertrug, der ihn aus der Ferne zünden wollte.

Der SBU verfolgte die Mission und stoppte sie, bevor der Angriff ausgeführt werden konnte.

Heute 18 Jahre alt, wartet er auf seinen Prozess wegen terrorismusbezogener Straftaten, die eine Freiheitsstrafe von bis zu 12 Jahren nach sich ziehen könnten.

„Als ich die Drähte verband, dachte ich, der Sprengsatz könnte in diesem Moment hochgehen. Ich dachte, ich könnte sterben“, sagte er der BBC und erinnerte sich an den Moment der Bombenmontage.

Noch jüngere Kinder angesprochen

Die Cybersicherheitsexpertin Anastasiia Apetik sagte der BBC, sie habe Rekrutierungsversuche bei Kindern im Alter von neun oder zehn Jahren beobachtet.

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Andrii Nebytow, stellvertretender Chef der ukrainischen Nationalpolizei, sagte, Anwerber suchten absichtlich nach Personen, die leicht zu beeinflussen seien.

Ihm zufolge werden Kinder angewiesen, improvisierte Sprengsätze aus Haushaltsmaterialien zu bauen und sie an Orten wie Polizeistationen oder Rekrutierungszentren abzulegen.

Ausnutzung digitaler Plattformen

Der SBU berichtet, dass der Großteil der Rekrutierung über Telegram stattfindet, aber auch TikTok und Gaming-Plattformen genutzt werden.

Beamte sagen, dass Geld – nicht prorussische Überzeugungen – der wichtigste Anreiz ist.

Wlad sagte, er habe keinerlei politische Einstellung gehabt und lediglich auf Telegram geschrieben, dass er nach Heimarbeit suche. Minuten später meldete sich ein Kontakt namens „Roman“.

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Aufgaben steigern sich

Wlad sagte, er habe zunächst eine Granate abholen sollen, die nie auftauchte, aber er erhielt dennoch 28 Euro.

Später sollte er den Lieferwagen eines Rekrutierungszentrums anzünden und das filmen, wofür er rund 93 Euro in Kryptowährung bekam – weit weniger als versprochen.

Die BBC sichtete Telegram-Kanäle, die mit solchen Aktivitäten in Verbindung stehen. Dort finden sich häufig Videos von Bränden und Explosionen, deren Herkunft jedoch nicht überprüft werden konnte.

Die beobachteten Kanäle bezeichnen sich nicht offen als prorussisch, heben jedoch häufig die Unzufriedenheit über den Pflichtdienst in der Ukraine hervor.

Telegram erklärte, dass solche Inhalte gegen seine Regeln verstoßen und bei Entdeckung entfernt würden.

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Ukrainische Behörden haben mutmaßliche russische Geheimdienstoffiziere genannt, die mit den Netzwerken in Verbindung stehen sollen, doch die BBC betonte, sie könne eine direkte staatliche Beteiligung nicht unabhängig bestätigen.

Quellen: Digi24, BBC, SBU (via BBC), Nationalpolizei der Ukraine.