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Militärexperte über mögliche Weigerung der ukrainischen Armee, den Krieg zu beenden: „Man kann Soldaten nicht aus den Schützengräben zwingen“

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Seneline / Shutterstock.com

Kriege enden selten sauber, und die Geschichte zeigt, dass Soldaten selbst zu entscheidenden Akteuren werden können, wenn politische Vereinbarungen mit den Realitäten an der Front kollidieren.

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Während neue Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine laufen, stellt sich nun die Frage, was passiert, wenn die Armee des Landes selbst nicht mitzieht.

Nach hochrangigen Gesprächen in Genf verkündeten die Vereinigten Staaten Fortschritte bei einem Entwurf für einen Friedensrahmen, doch es bleiben Zweifel an Russlands Haltung und an der Reaktion innerhalb der ukrainischen Streitkräfte.

Fortschritte in Genf

US-Außenminister Marco Rubio sagte, die Ukraine habe bei den jüngsten Gesprächen bedeutende Zugeständnisse gemacht. „Wir haben enorme Fortschritte erzielt“, erklärte er laut CNN.

Der Sender berichtete, dass US-Präsident Donald Trump, der Kiew zuvor für seine Haltung gegenüber Washington kritisiert hatte, nun mit dem Verlauf der Gespräche zufrieden sei.

Doch laut beteiligten Offiziellen hat Moskau bislang nicht signalisiert, die diskutierten Kompromisse zu akzeptieren.

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Europäische und amerikanische Diplomaten sagten CNN, Russland bleibe die größte Unbekannte in dem vorgeschlagenen Abkommen.

Einfluss der Armee

In einem Interview mit TV24 hob Igors Rajevs, Mitglied der lettischen Saeima und Reserveoberst, einen aus seiner Sicht übersehenen Faktor hervor.

Er argumentierte, dass die ukrainische Armee selbst jedes Abkommen blockieren könne, das verlangt, die Kampfhandlungen einzustellen.

„Wenn die ukrainische Armee diesem Friedensplan nicht zustimmt, können sie sagen, dass sie bis zum Ende kämpfen werden – und man wird diese Soldaten nicht aus den Schützengräben herausbekommen“, sagte Rajevs.

Er warnte, dass ein politisches Abkommen ohne Rückhalt des Militärs interne Spannungen auslösen könne.

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Umstrittene Vorschläge

Der öffentlich gewordene Entwurf des US-Plans verlangt unter anderem, dass Kiew Teile des Donbas abgibt, die noch nicht vollständig von russischen Truppen besetzt sind – ein Punkt, den CNN als für die ukrainische Führung inakzeptabel beschreibt.

Demnach würde das Gebiet zu einer russischen entmilitarisierten Zone erklärt, in die keine Kreml-Truppen einrücken dürften.

Gleichzeitig betonte CNN, dass es „äußerst schwierig“ wäre, ukrainischen Soldaten zu befehlen, sich von Land zurückzuziehen, „für das sie gekämpft und gestorben sind“.

Ein weiterer Streitpunkt ist die geplante Obergrenze von 600.000 Soldaten für die ukrainischen Streitkräfte, die einige europäische Beamte als gefährlich niedrig ansehen.

Offene Fragen

Trotz dieser Bedenken erklärte das Weiße Haus am Sonntag, dass die Ukraine den überarbeiteten Entwurf nun als mit ihren Sicherheitsbedürfnissen vereinbar betrachte.

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Von CNN zitierte Experten betonten jedoch, dass selbst ein Abkommen mit Kiew keinen Erfolg garantiere, solange Russland seine Kriegsziele nicht ändere.

Rubio sagte, dass die künftige Rolle der NATO noch geklärt werden müsse, er aber glaube, dass die Liste offener Fragen inzwischen deutlich kleiner sei.

US-Beamte diskutieren zudem über einen möglichen Besuch von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Washington, um die Gespräche fortzusetzen.