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Orban setzt auf Russland – Europas Sorge wächst

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Kremlin.ru, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

In Ungarn rückt die innenpolitische Lage zunehmend in den Mittelpunkt der Außenpolitik. Die Parlamentswahl 2026 wirft Schatten voraus, und Ministerpräsident Viktor Orban versucht, wirtschaftliche Stabilität als zentralen Trumpf zu präsentieren. Dazu gehört auch ein energiepolitischer Kurs, der im europäischen Umfeld für wachsende Irritation sorgt.

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Laut der polnischen Gazeta.pl spielt die Ukraine-Frage eine zentrale Rolle in der Strategie von Orbans Partei Fidesz. Die Zeitung zitierte Orban mit den Worten, ein EU-Beitritt der Ukraine im Jahr 2030 würde „den Beginn eines Krieges“ markieren. Diese Zuspitzung unterstreiche, wie stark geopolitische Themen inzwischen in den Wahlkampf eingewoben sind.

Außenminister Péter Szijjártó flankiert die Linie mit eigenen Botschaften. Gazeta.pl berichtet über seinen Moskau-Besuch, bei dem er schrieb: „Die Sanktionen werden nicht für immer bestehen, daher müssen wir bereit sein, nach ihrer Aufhebung eine gute Ausgangsposition zu haben.“

In einem weiteren Eintrag erklärte er: „Jetzt müssen wir gegen Brüssel und Kiew kämpfen, damit unsere Energieversorgung wirklich sicher ist.“

Die Aussagen fügen sich in ein größeres Narrativ ein, wonach Budapest sich aktiv gegen Belastungen durch EU-Sanktionen stemmt und zugleich seine Energieabhängigkeit abgesichert sehen will.

Motive hinter der Moskau-Strategie

Nach Angaben des Deutschlandfunks erklärte Orban bei einem Treffen mit Wladimir Putin, Ungarn werde weiterhin russisches Öl und Gas beziehen. Putin lobte seine „ausgewogene Haltung“. Budapest sieht darin laut Beobachtern ein sicherheitspolitisches Fundament, während Kritiker warnen, Russland könne dadurch politischen Einfluss gewinnen.

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Einen weiteren Schritt beschrieb die Frankfurter Rundschau: Orban kündigte an, eine umfangreiche Wirtschaftsdelegation nach Moskau zu schicken, um mögliche Kooperationen auszuloten. Er sagte, es sei wichtig, „jetzt schon über die Welt nach dem Krieg und nach den Sanktionen nachzudenken“.

Diese Initiativen reihen sich ein in die wiederholten Treffen mit Putin, bei denen Energiefragen und das ungarische Atomkraftwerk Paks eine große Rolle spielten.

Wirtschaftliche Hebel und US-Rolle

Wie Frankfurter Rundschau mit Verweis auf Reuters berichtet, untersucht der ungarische Konzern MOL, ob Teile des sanktionierten Lukoil-Portfolios übernommen werden können. Das betrifft Raffinerien, Tankstellennetze und Beteiligungen an Förderanlagen. Die US-Sanktionen zwingen Lukoil zum Verkauf internationaler Vermögenswerte, was Budapest strategisch nutzen könnte.

Orban sprach diese Option bei einem Gespräch mit US-Präsident Donald Trump an. Ungarn erhielt daraufhin eine einjährige Ausnahmegenehmigung für den Bezug russischer Energie. Expert:innen des Lansing Institute werteten dies als begrenzten Zeitraum, den Budapest möglichst umfassend auszuschöpfen versuche, wie Frankfurter Rundschau berichtet.

Europas Misstrauen wächst

Der deutsche Kanzler Friedrich Merz kritisierte laut Deutschlandfunk, Orbans Moskau-Reise sei weder abgestimmt noch mandatiert. In Brüssel steigt die Befürchtung, Ungarn könne durch enge Energiebindungen zum politischen Einfallstor Russlands werden.

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Gleichzeitig versucht Orban, seine Politik als nüchterne Vorsorge zu präsentieren. Die Kombination aus Wahlkampf, Energiepreisen und geopolitischer Unsicherheit macht die ungarische Position jedoch immer schwerer einschätzbar.

Quellen: Deutschlandfunk, Frankfurter Rundschau, Gazeta.pl