Weltweit verändern Konflikte nicht nur Frontlinien, sondern auch die Regeln, die Eigentum, Rechte und das zivile Leben bestimmen.
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In umkämpften Gebieten greifen Besatzungsbehörden oft rasch ein, um Gesetze umzuschreiben – in einer Weise, die das Zuhause der Menschen in politische Werkzeuge verwandelt.
Solche Verschiebungen erfolgen selten langsam, und ihre Folgen reichen meist weit über das Ende der Kämpfe hinaus.
Beschleunigte Gesetzgebung
Russische Abgeordnete haben eine Maßnahme vorangetrieben, die die massenhafte Enteignung von Wohnraum in von Moskau kontrollierten ukrainischen Gebieten ermöglicht, berichtet dialog.ua.
Demnach geht die Initiative offenbar direkt vom Kreml aus und wurde in nur zwei Monaten durch das Gesetzgebungsverfahren gebracht.
Das unabhängige Medium We Can Explain berichtete, dass die Staatsduma das Gesetz sowohl in zweiter als auch in dritter Lesung außergewöhnlich schnell angenommen hat.
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Es wurde nun Wladimir Putin zur formellen Bestätigung vorgelegt; kremlnahe Publikationen betonen, dass es kaum Zweifel gibt, dass er unterschreiben wird.
Das Gesetz wird als juristische Grundlage für umfangreiche Eigentumsbeschlagnahmungen in den besetzten Regionen beschrieben.
Wie das System funktioniert
Laut dialog.ua beschreibt das Dokument einen Mechanismus, der bereits in Teilen des Donbas und im Süden der Ukraine angewendet wird.
Häuser werden zunächst als „herrenlos“ eingestuft und anschließend in russisches Eigentum überführt.
Die Kriterien für die Einstufung als „herrenlos“ sollen von örtlichen Besatzungs„behörden“ festgelegt werden – eine Regelung, die Experten alarmiert, da sie extrem weit ausgelegt werden könnte.
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Während der zweiten Lesung fügten Abgeordnete Änderungen hinzu, die den Umfang und Zeitraum der Politik neu definieren.
Eine Änderung begrenzt die schnelle Umverteilung ukrainischer Immobilien auf den Zeitraum bis 2030 – dem Jahr, in dem Putins fünfte Amtszeit endet.
Wer das Eigentum erhält
Eine weitere Änderung überträgt die Verantwortung für die beschlagnahmten Immobilien dem russischen Fonds für territoriale Entwicklung.
Dieses Gremium darf die Wohnungen verkaufen, vermieten oder vergünstigen und Geschäfte ohne Ausschreibungsverfahren tätigen.
Ein zusätzlicher Absatz definiert, wer diese Wohnungen erhalten kann: darunter Regierungsbeamte, Sicherheitskräfte, Militärangehörige und kommunale Mitarbeiter.
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Vizepremier Marat Chusnullin soll Berichten zufolge die Aufsicht über diese Maßnahmen übernehmen.
Die Financial Times und andere Medien haben ihn bereits als einen der Nutznießer von Bauaufträgen im besetzten Mariupol genannt, wo Enteignungen bereits stattfinden – auch gegen Bewohner, die in der Stadt geblieben sind.
Quellen: dialog.ua, We Can Explain, Financial Times, LA.