Startseite Gesundheit Unsichtbarer Alkohol: Wo wir ihn nicht vermuten – aber konsumieren

Unsichtbarer Alkohol: Wo wir ihn nicht vermuten – aber konsumieren

Bread Rolls, brød, rundstykker
Shutterstock

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wollen heute bewusst einkaufen. Zutaten werden geprüft, Zucker reduziert, Zusatzstoffe vermieden. Alkohol fällt dabei oft durchs Raster – obwohl er auch dort vorkommt, wo man ihn kaum vermutet.

Gerade lesen andere

Alkohol wird gesellschaftlich meist klar verortet: im Glas, in der Bar oder in traditionellen Rezepten. Diese klare Zuordnung sorgt dafür, dass andere Kontexte kaum wahrgenommen werden.

Wie SRF berichtet, wurde diese Erwartungshaltung durch eine Konsumentenanfrage aus dem Kanton Zürich infrage gestellt. Eine Mutter stieß bei Burger-Brioches auf einen Alkoholhinweis und nahm einen ungewohnten Geruch wahr. Ihre Nachfrage zielte weniger auf Panik als auf Orientierung ab.

Der Fall steht exemplarisch für ein verbreitetes Problem: Viele Menschen wissen nicht, wo Alkohol außerhalb von Getränken eingesetzt wird.

Technische Realität

Wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet, wird Alkohol in Lebensmitteln vor allem aus funktionalen Gründen verwendet. Er stabilisiert Produkte, macht Aromen verfügbar und verlängert die Haltbarkeit.

Besonders bei Backwaren kommt Ethanol teilweise erst nach dem Backen zum Einsatz. Beim Erwärmen verflüchtigt sich ein Teil, vollständig verschwindet er jedoch nicht. Entscheidend ist: Der Einsatz dient der Technik, nicht dem Geschmackserlebnis.

Lesen Sie auch

Diese Produktionslogik ist den meisten Konsumentinnen und Konsumenten kaum bekannt.

Medizinische Sicht

Ernährungsfachleute bewerten Alkohol unabhängig vom Kontext kritisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung weist darauf hin, dass es keine sichere Menge für einen unbedenklichen Konsum gibt, wie BR berichtet.

Auch das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit warnt vor einer Verharmlosung. „Alkohol ist ein Zellgift, das für rund 200 verschiedene Erkrankungen mitursächlich sein kann“, sagt Dr. Matthias Riedl. Besonders bei der Krebsentstehung spiele Alkohol eine Rolle.

Auffällig ist, dass diese Erkenntnisse im Alltag kaum Einfluss auf die Wahrnehmung von Lebensmitteln haben.

Warum Alkohol anders zählt

Während Zucker, Fett oder Allergene öffentlich intensiv diskutiert werden, bleibt Alkohol vergleichsweise unbeachtet. Hinzu kommt die Kennzeichnungspraxis. Alkohol erscheint meist nur in der Zutatenliste.

Lesen Sie auch

Hinweise oder auffällige Kennzeichnungen auf der Verpackungsvorderseite sind rechtlich nicht vorgesehen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen drängt daher auf strengere Vorgaben, bislang ohne Erfolg auf gesetzlicher Ebene, wie BR berichtet.

Offene Debatte

Suchthilfeorganisationen wie „Sucht Schweiz“ sehen dennoch Risiken, insbesondere für abstinente Alkoholikerinnen und Alkoholiker, wie SRF berichtet. Nicht die Menge sei entscheidend, sondern vielmehr mögliche Auslöser für Rückfälle.

Verbraucherschützer fordern seit Jahren eine klarere Kennzeichnung. Ob bestehende Regeln noch zeitgemäß sind, bleibt offen – ebenso die Frage, warum Alkohol im Vergleich zu anderen Inhaltsstoffen eine Sonderrolle einnimmt.

Quellen: Bayerischer Rundfunk (BR), SRF

Lesen Sie auch