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„Air Wagner“: Wie russische Söldner inzwischen zivilisten durch Afrika fliegen

PMC Wagner
Aleksey Dushutin / Shutterstock.com

In einem der fragilsten Staaten der Welt verschwimmt die Grenze zwischen militärischen Operationen und wirtschaftlichen Aktivitäten zunehmend. Neue Berichte deuten darauf hin, dass bewaffnete Gruppen Lücken schließen, die durch eine schwache Infrastruktur entstanden sind, und Dienstleistungen anbieten, die normalerweise mit zivilen Behörden verbunden sind.

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Die Entwicklung verdeutlicht, wie Sicherheitsdienstleister sich immer tiefer im Alltag verankern.

Helikopter auf Abruf

Nach Berichten von TVP World haben mit der Wagner-Gruppe verbundene russische Söldner begonnen, in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) einen informellen Lufttransportdienst zu betreiben.

Mit Militärhubschraubern fliegen sie zahlende Zivilisten zwischen der Hauptstadt Bangui und abgelegenen Städten im Norden und Osten des Landes.

Einheimische haben den Betrieb „Air Wagner“ getauft. Zentralafrikanische Medien und Bewohner berichten, dass Hubschrauber, Besatzungen und Ausrüstung aus dem militärischen Bestand der Wagner-Gruppe stammen.

Treibstoff, Wartung und Logistik werden demnach vom zentralafrikanischen Staat bezahlt, während Wagner die Einnahmen aus dem Ticketverkauf einbehält.

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Routen und Preise

Die Hubschrauber bedienen Orte, die aufgrund von Unsicherheit und mangelhafter Infrastruktur auf dem Landweg nur schwer erreichbar sind. Zu den Routen zählen Sam Ouandja nahe der Grenze zum Sudan sowie Zemio in der Nähe des Südsudan.

Die Preise sind nach lokalen Maßstäben hoch. Flüge nach Sam Ouandja kosten Berichten zufolge mehr als 170 US-Dollar, während Reisen nach Zemio rund 230 US-Dollar erreichen können.

Die Nachfrage ist gestiegen, da der Luftweg für Zivilisten oft die einzige praktikable Möglichkeit ist, diese isolierten Regionen zu erreichen, berichtet TVP World.

Wachsende Präsenz

Laut TVP World fügen sich die Flüge in eine breitere kommerzielle Präsenz ein, die Wagner seit 2018 in der Zentralafrikanischen Republik aufgebaut hat.

In jenem Jahr hatte Präsident Faustin-Archange Touadéra die Gruppe eingeladen, beim Kampf gegen Rebellen zu helfen, die große Teile des Landes kontrollierten.

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Seitdem haben Experten der Vereinten Nationen und nichtstaatliche Ermittler Wagner beschuldigt, von Gold- und Diamantenabbau, Holzexporten und weiteren Geschäften zu profitieren, die weitgehend außerhalb staatlicher Kontrolle stattfinden.

Zudem wurden Vorwürfe schwerer Menschenrechtsverletzungen gegen Zivilisten dokumentiert, die Wagner zuvor bestritten hat.

Fragiler Staat

Die Zentralafrikanische Republik gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und leidet seit 2012 unter chronischer Instabilität.

Bewaffnete Gruppen kontrollieren weiterhin große Gebiete, und die Infrastruktur außerhalb der Hauptstadt ist stark verfallen.

Wagner wurde von Jewgeni Prigoschin gegründet, der 2023 bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben kam.

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Trotz der Umbrüche nach seinem Tod sind mit Wagner verbundene Kräfte weiterhin in Teilen Afrikas aktiv. Sie präsentieren sich als Sicherheitspartner für verwundbare Regierungen und sichern sich zugleich Zugang zu lukrativen Ressourcen.

Quellen: TVP World