Während sich die Ukraine dem Jahr 2026 nähert, ist die öffentliche Stimmung von Erschöpfung und vorsichtiger Erwartung geprägt.
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Nach Jahren des Konflikts wird die Gesellschaft nicht mehr von einfachen Antworten getragen, sondern von einer komplexen Mischung aus Müdigkeit, Widerstandskraft und ungelöster Hoffnung.
Neue Umfragen und soziologische Analysen deuten darauf hin, dass die meisten Ukrainer zwar weiterhin eine Kapitulation ablehnen, viele Diplomatie jedoch inzwischen als den einzig realistischen Weg nach vorn betrachten.
Zwischen Verzweiflung und Hoffnung
Laut einer soziologischen Einschätzung von Oleksii Antipowitsch, Leiter der Rating Group, lässt sich der emotionale Zustand der Ukrainer im Jahr 2025 als düster, aber nicht besiegt zusammenfassen.
In einem Interview mit RBC Ukraine sagte er: „If we were to sum up the year 2025 in one word, it would be depression. But, in two words: depression and hope. The majority is waiting for the signing of a peace agreement.“
Jahre ständigen Drucks, von Verlusten und Unsicherheit haben die Moral zermürbt.
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Der Alltag geht weiter, doch die Belastung durch den Krieg hat sich tief in der Gesellschaft verankert.
Gleichzeitig bleiben Erwartungen an ein künftiges Friedensabkommen weit verbreitet, auch wenn das Vertrauen in Zeitpunkt und Ablauf fragil ist.
Spaltung zwischen Ost und West
Die Haltung zu Kompromissen unterscheidet sich stark zwischen den Regionen. In der Westukraine, wo der Krieg weniger direkt spürbar ist, ist die Ablehnung territorialer Zugeständnisse am größten, viele bestehen darauf, den Kampf fortzusetzen.
In den östlichen Regionen nahe der Front haben ständiger Beschuss und Drohnenangriffe die Perspektiven verändert.
Dort zeigen sich die Menschen kompromissbereiter, stellen die Kosten des anhaltenden Konflikts infrage und fragen, warum das Leid weitergehen müsse.
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Insgesamt nimmt die Ablehnung territorialer Zugeständnisse von Osten nach Westen stetig zu und spiegelt wider, wie die Nähe zur Gewalt politische Einstellungen prägt.
Verhandlungen statt Kapitulation
Landesweit sind fast zwei Drittel der Ukrainer der Ansicht, dass der Krieg nur durch Diplomatie beendet werden kann, während etwa ein Drittel dafür ist, weiterzukämpfen, bis die Grenzen von 1991 oder 2022 wiederhergestellt sind.
Auf die Frage nach realistischen Ergebnissen sehen nahezu 80 Prozent Verhandlungen als einzige gangbare Lösung.
Davon befürworten 60 Prozent Gespräche unter Einbeziehung internationaler Partner, während 20 Prozent direkte Verhandlungen mit Russland unterstützen.
Gut etwas mehr als 10 Prozent sprechen sich dafür aus, den Krieg fortzusetzen, bis alle besetzten Gebiete befreit sind.
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Unterstützung für Verhandlungen bedeutet jedoch keine Akzeptanz territorialer Verluste.
Antipowitsch betonte, dass besetzte Regionen eine gesellschaftliche „rote Linie“ bleiben, und sagte: „Nobody will recognize the occupied territories as Russian, and nobody wants withdrawal from areas under Ukrainian control.“
Brüche und künftige Risiken
Unterschiede zwischen östlichen und westlichen Regionen sowie zwischen Frontveteranen und Zivilisten prägen weiterhin soziale Spannungen.
Ein weiteres Problem ist die Demografie.
Fast ein Drittel der im Ausland lebenden Ukrainer plant nicht mehr ernsthaft zurückzukehren, was Befürchtungen eines langfristigen Bevölkerungsrückgangs weckt.
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Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes könnte der Februar 2026 eine echte Gelegenheit für ein Friedensabkommen bieten, auch wenn ein solcher Deal schmerzhafte Entscheidungen und möglicherweise ein nationales Referendum erfordern würde.
Quellen: RBC Ukraine, Rating Group, ukrainischer Militärgeheimdienst, Ziare.com