Tschechiens Autobahnen setzen auf Tempo.
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Tschechien führt Tempo-150-Schilder auf Autobahnen ein

Tschechien wird das erste EU-Land, das Tempo-150-Schilder auf Autobahnen testet. Entlang eines 50 Kilometer langen Abschnitts der D3 zwischen Tábor und České Budějovice – Teil der Strecke von Prag nach Linz – wurden neue digitale Verkehrsschilder installiert. Der Pilotversuch startet Ende September.
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Schneller nur bei gutem Wetter

Im Gegensatz zu Deutschlands Autobahnen mit Richtgeschwindigkeit gilt in Tschechien ein generelles Tempolimit von 130 km/h. Im Rahmen des neuen Projekts wird Tempo 150 nur bei gutem Wetter und freier Fahrt freigegeben. Bei Regen, Schnee oder schlechter Sicht senken die Schilder automatisch auf das normale Tempolimit zurück – also minus 20 km/h.
2,2 Millionen Euro für intelligente Verkehrszeichen

Für den Test investiert der tschechische Staat rund 2,2 Millionen Euro in 42 elektronische Wechselverkehrszeichen. Sollte sich der Versuch bewähren, könnte das Tempolimit 150 auch auf anderen Strecken eingeführt werden – etwa auf der D1 Richtung Ostrava oder der D11 bei Hradec Králové.
Österreich testete früher schon Tempo 140

Auch Österreich hatte bereits ein Experiment mit höheren Geschwindigkeiten. Von 2018 bis 2020 durfte auf Abschnitten der A1 zwischen Wien und Salzburg 140 statt 130 km/h gefahren werden. Doch die damalige Klimaministerin Leonore Gewessler stoppte den Versuch – wegen des höheren CO₂-Ausstoßes.
Umweltgesetze bremsen in Österreich weiterhin aus

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In Österreich gelten auf vielen Autobahnen weiterhin strengere Tempolimits – etwa durch das „Immissionsschutzgesetz-Luft“ (IG-L), das aus Umweltgründen eine Begrenzung auf 100 km/h vorschreibt. Diese Limits gelten auch dann, wenn der Verkehr fließen könnte – oft zum Ärger vieler Autofahrer.
Steiermark hebt „Lufthunderter“ teilweise auf

Im Frühjahr 2025 hat die Steiermark auf Teilen der A2 und A9 rund um Graz den sogenannten „Lufthunderter“ aufgehoben. Die Entscheidung folgte politischen Debatten und Verbesserungen der Luftqualität in der Region. Es bleibt jedoch ein Balanceakt zwischen Umweltschutz und Verkehrsfluss.
Niederlande drosselten tagsüber auf 100 km/h

Ab 2020 galt in den Niederlanden aus Klimaschutzgründen tagsüber Tempo 100 auf Autobahnen. Nur zwischen 19 Uhr abends und 6 Uhr morgens durfte wieder 130 km/h gefahren werden. Die Maßnahme war Teil eines nationalen Klimaplans, sorgte aber auch für Kontroversen.
Tempo 130 kehrt auf ausgewählte niederländische Strecken zurück

Im April 2025 wurden die strengen Tempolimits auf einigen Strecken aufgehoben. Auf der A6 bei Lelystad oder der A7 nahe der deutschen Grenze dürfen Autofahrer nun auch tagsüber wieder 130 km/h fahren. Die Rücknahme folgte neuen Umweltbewertungen und politischen Diskussionen.
Europas Tempolimits im Wandel

In vielen EU-Ländern werden die Regeln für Autobahngeschwindigkeiten neu bewertet. Zwischen Klimazielen, Verkehrsfluss und öffentlicher Meinung suchen Regierungen nach neuen Wegen. Der tschechische Tempo-150-Versuch könnte eine Debatte anstoßen, die weit über die Landesgrenzen hinausreicht.
Ein neues Kapitel für Europas Autofahrer?

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Ob sich Tempo 150 in Tschechien durchsetzt, bleibt abzuwarten. Doch die Entwicklungen in Österreich, den Niederlanden und nun auch in Tschechien zeigen: Europa steht möglicherweise vor einem Wendepunkt – hin zu flexibleren, technologiegestützten Verkehrsregeln.