Der am kommenden Sonntag anstehende Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn markiert nicht nur operative Änderungen, sondern auch einen verkehrspolitischen Kurswechsel. Der Konzern verlagert seine Prioritäten deutlicher denn je auf die großen Metropolrouten – mit spürbaren Folgen für kleinere Standorte und Regionen.
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Nach Informationen von dpa-AFX verfolgt die Bahn das Ziel, ihre Fernverkehrsstrukturen stärker zu standardisieren, wie BörsenNEWS.de berichtet. Dazu gehört, Fahrpläne und Linienführungen zu vereinheitlichen und Züge einer Linie möglichst mit identischen Baureihen zu betreiben. Der Konzern erhofft sich davon ein System, das weniger störanfällig ist und besser planbar bleibt.
Diese strategische Ausrichtung ist nicht neu, gewinnt jedoch an Tempo. N-tv ordnet die Maßnahmen als Fortsetzung eines längerfristigen Trends ein, der Hauptachsen stärkt und an der Peripherie Einschnitte bringt. Die Bahn verweist dabei seit Jahren auf Engpässe, hohe Bauaktivität und eine Nachfrage, die sich zunehmend auf große Städte konzentriert.
Beispiele aus dem neuen Netz
In diesem Rahmen entstehen auch neue Schnellverbindungen. Dpa-AFX meldet, dass zwischen Berlin und Stuttgart erstmals ein beschleunigter Zug eingesetzt wird, der nur über Nürnberg fährt. Die Bahn kündigt an, die Reisezeit damit deutlich zu verkürzen. Auf anderen vielgenutzten Routen – etwa zwischen Berlin und München oder Hamburg und Frankfurt – wird das Expressangebot ebenfalls ausgeweitet.
Gleichzeitig erfasst die Neuordnung auch Takte und Knotenpunkte. Laut dpa-AFX und n-tv soll sich die Zahl der Städte, die mindestens alle 30 Minuten per ICE erreichbar sind, ungefähr verdoppeln. Damit werden mehrere Regionen enger an die großen Achsen angebunden, während kleinere Orte in den Hintergrund rücken.
Rückzug aus schwach genutzten Bereichen
Das neue Konzept bedeutet auch, dass bisherige Fernverkehrsangebote ausgedünnt oder gestrichen werden. N-tv berichtet, dass die schnellen Verbindungen zwischen Berlin und Köln vorerst pausieren müssen, da Bauarbeiten den Betrieb begrenzen.
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An anderen Orten verweist die Bahn laut dpa-AFX auf sehr geringe Auslastungen – beispielsweise auf der Strecke Leipzig–Nürnberg über Jena, wo die Zahl der täglichen Fahrten reduziert wird.
Weitere Standorte verlieren laut n-tv ihren Fernverkehrsanschluss ganz. Dazu gehören Lübeck und Berchtesgaden, die künftig nur noch mit Regionalverkehr erreichbar sind. Für die betroffenen Regionen bedeutet das teils deutliche Umwege oder längere Reisezeiten.
Modernisierung als Ausblick
Parallel zum Netzumbau stellt die Bahn neue Fahrzeuge vor. N-tv berichtet über den ICE L, der im kommenden Jahr erstmals eingesetzt werden soll. Das Modell ist so konzipiert, dass der Einstieg ohne Höhenunterschied möglich ist. Zunächst fährt der Zug zwischen Berlin und Köln, später auch auf nördlichen Strecken bis Westerland.
Quellen: BörsenNEWS.de, dpa-AFX, n-tv