In jüngster Zeit scheint Deutschland eine Welle von Streiks zu erleben, die von verschiedenen Sektoren des öffentlichen Lebens ausgeht, darunter der ÖPNV, Flughafenbodenpersonal und nun auch die Deutsche Bahn.
Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob Streiks in Deutschland überhandnehmen. Stefan Schmalz, Soziologe an der Universität Erfurt, bietet in einem Interview mit der Tagesschau eine Perspektive auf diese Situation.
Er argumentiert, dass die wahrgenommene Zunahme von Streiks eher ein Gefühl als eine tatsächliche Veränderung ist.
Obwohl im letzten Jahr tatsächlich eine erhöhte Anzahl von Streiktagen verzeichnet wurde, gab es Jahre, in denen noch mehr gestreikt wurde, wie beispielsweise 2015.
Ein zentraler Grund für die aktuelle Streikentwicklung ist laut Schmalz die Inflation der Jahre 2022 und 2023, die in den vorherigen Tarifverträgen nicht berücksichtigt wurde.
Dies hat zu stärkeren Auseinandersetzungen geführt, da es um die Frage geht, ob Beschäftigte Reallohnverluste hinnehmen müssen.
Die Einführung von "Wellenstreiks" durch die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) stellt eine Zuspitzung des Tarifkonflikts dar, da bisher keine Einigung erzielt wurde und die Forderungen und Angebote weit auseinanderliegen.
Schmalz betont, dass Deutschland im internationalen Vergleich eher im hinteren Mittelfeld liegt, wenn es um Streiks geht. Die aktuelle Streikwelle ist somit nicht einzigartig für Deutschland, sondern ein Phänomen, das auch in anderen Ländern beobachtet werden kann.