Maus mit zwei biologischen Vätern – ein wissenschaftlicher Durchbruch

Amalie L.

1 Minute vor

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30/01/2025
Forschung
Foto: Shutterstock
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Wie Wissenschaftler Leben ohne das andere Geschlecht mit zwei Vätern geschaffen haben.

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Es ist eine Tatsache, dass Leben entstehen kann, wenn Spermium und Eizelle aufeinandertreffen. Aber was passiert, wenn zwei Eizellen oder zwei Spermien aufeinandertreffen? Kann daraus dennoch Leben entstehen?

Die Antwort lautet: Ja. Wissenschaftler haben bereits gezeigt, dass es möglich ist, Nachkommen aus zwei biologischen Müttern oder zwei Vätern zu erzeugen, berichtet Videnskab.

Obwohl dies bisher nur mit Mäusen gelungen ist, stellt es einen Durchbruch dar, der zeigt, dass Nachkommen ohne die Beteiligung des anderen Geschlechts erschaffen werden können.

Nun sind Forscher noch einen Schritt weiter gegangen. Zum ersten Mal hat ein chinesisches Team von Stammzellwissenschaftlern Mäuse mit zwei Vätern geschaffen.

Diese Mäuse waren so lebensfähig, dass eine von ihnen sogar das Erwachsenenalter erreichte.

Joshua Brickman, Professor an der Universität Kopenhagen, reagierte mit Begeisterung. Er war zwar nicht an der Studie beteiligt, findet sie aber faszinierend.

Er betont, dass das Neue an dieser Studie nicht nur die Geburt der Mäuse ist, sondern dass sie darüber hinaus überleben konnten.

Bisher galt es als großer wissenschaftlicher Fortschritt, wenn Mäuse von gleichgeschlechtlichen Eltern gezeugt wurden.

Doch dieses Mal zeigt der Erfolg, dass bestimmte Gene entscheidend dafür sind, lebensfähige Nachkommen von gleichgeschlechtlichen Eltern zu erzeugen.

Der Durchbruch gelang, weil eine große Hürde überwunden wurde – die sogenannten geprägten Gene ("imprinted genes").

Diese geprägten Gene sind notwendig, um eine Maus – oder sogar ein menschliches Kind – zu erschaffen. Normalerweise stammen sie sowohl von einer Mutter als auch von einem Vater, was bei gleichgeschlechtlichen Eltern nicht möglich ist.

Nun haben Forscher es geschafft, diese Gene so zu verändern, dass zwei Väter lebensfähige Nachkommen zeugen konnten.

In früheren Studien gelang es den Wissenschaftlern, geprägte Gene in männlichen Mäusen siebenmal zu modifizieren, sodass sie einem weiblichen Genom ähnelten.

Allerdings starben die Nachkommen oft kurz nach der Geburt. Dieses Mal gingen die Forscher noch weiter: Sie veränderten 20 entscheidende Gene und schafften es außerdem, Spermien männlicher Mäuse in eizellähnliche Zellen umzuwandeln.

Diese veränderten Zellen wurden in weibliche Mäuse eingesetzt, und das Ergebnis war, dass zwei männliche Mäuse lebensfähige Nachkommen hatten. Eine dieser Mäuse erreichte sogar das Erwachsenenalter – ein außergewöhnlicher Erfolg.

So beeindruckend die Forschung auch ist, es bleiben viele Herausforderungen. Nur 11,8 % der Embryonen waren bei der Geburt lebensfähig, und die meisten litten unter Entwicklungsstörungen.

Nur eine Maus überlebte bis ins Erwachsenenalter, und alle waren steril. Die Wissenschaftler selbst erkennen die Grenzen ihrer Arbeit an.

Sie glauben, dass die entscheidende Herausforderung in den geprägten Genen liegt, die lange als großes Hindernis für die Reproduktion von gleichgeschlechtlichen Eltern bei Säugetieren galten.

Doch ihre Erkenntnisse zeigen, dass diese Barriere überwunden werden kann.

Dieser Durchbruch gibt Anlass zur Hoffnung auf Fortschritte in der Stammzell- und regenerativen Medizin.

Trotz aller Fortschritte ist die Anwendung auf den Menschen jedoch noch weit entfernt.

Es gibt erhebliche technische und ethische Bedenken. Selbst die Forscher sind sich einig, dass wir noch lange nicht an dem Punkt sind, an dem zwei Menschen desselben Geschlechts ohne genetischen Beitrag des anderen Geschlechts ein gemeinsames Kind bekommen könnten.

Vielleicht wird es in Zukunft möglich sein, dass zwei Frauen gemeinsam ein biologisches Kind bekommen.

Doch derzeit ist die Technologie noch nicht bereit, über Mäuse hinaus auf den Menschen angewendet zu werden.