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Die Kriegsdaten der Ukraine könnten ihr bislang stärkstes Druckmittel für internationale Unterstützung sein

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Es könnte Kiew in Verhandlungen einen Vorteil verschaffen – insbesondere mit den USA.

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Es könnte Kiew in Verhandlungen einen Vorteil verschaffen – insbesondere mit den USA.

Mit den eigenen Karten spielen

Die Ukraine wägt sorgfältig ab, wie – und wann – sie ihre riesigen Bestände an Gefechtsdaten mit Verbündeten teilt.

Vizepremierminister Mykhailo Fedorov bezeichnete diesen Datenschatz als eine der stärksten „Karten“ Kiews, um sich die weitere Unterstützung befreundeter Nationen zu sichern.

Daten als Hebel in internationalen Allianzen

Im Gespräch mit Reuters betonte Fedorov, dass die Daten der Ukraine „für jedes Land unbezahlbar“ seien – insbesondere im Hinblick auf moderne Kriegsführung.

Während herkömmliche kommerzielle Datensätze für zivile KI-Modelle weit verbreitet sind, sind die kriegsspezifischen Daten der Ukraine einzigartig. Sie verschaffen Kiew einen Vorteil in Verhandlungen – vor allem mit Washington –, da sie ihren strategischen Wert unter Beweis stellen.

Millionen Stunden Drohnenaufnahmen

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Die zunehmende Abhängigkeit des Krieges von Drohnen hat es der Ukraine ermöglicht, Millionen Stunden an Luftkampfaufnahmen zu sammeln. Dieses wachsende Archiv umfasst akribische Gefechtsstatistiken und detaillierte Protokolle von Drohneneinsätzen.

Für das Training von KI ist solches Material ein Goldschatz – es hilft Maschinen, Muster zu erkennen, die Zielgenauigkeit zu verbessern und Bewegungen des Gegners vorherzusagen.

Vorsichtiges Teilen bei hoher Nachfrage

Trotz des starken internationalen Interesses geht die Ukraine vorsichtig vor. „Wir erarbeiten gerade eine Politik, wie wir diesen Prozess korrekt organisieren“, sagte Fedorov.

Er deutete an, dass die Weitergabe vor allem der Ukraine nutzen müsse – besonders nach Berichten, wonach US-Präsident Donald Trump Präsident Selenskyj einmal gesagt habe: „Du hast die Karten nicht.“

Kiew sieht das mittlerweile anders.

Ein lebendes Waffenlabor

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Die Ukraine hat sich als Testgelände für globale Rüstungsunternehmen positioniert und lädt diese ein, neue Waffensysteme unter realen Kampfbedingungen auszuprobieren.

Nach Angaben Fedorovs seien fast 1.000 Bewerbungen eingegangen; rund 50 verschiedene Systeme befänden sich bereits im Einsatz an der Front.

KI treibt die Drohnenkriegsführung der Ukraine an

Künstliche Intelligenz hilft der Ukraine bereits bei der Durchführung komplexer Langstrecken-Drohnenmissionen tief in russisches Gebiet hinein.

KI-Modelle können Satelliten- und Drohnenbilder weitaus schneller auswerten als menschliche Analysten – und verkürzen die Zielsuche von Dutzenden Stunden auf wenige Minuten.

Zudem wird daran gearbeitet, vollständig autonome Drohnenschwärme zu ermöglichen.

Palantir-Technologie unterstützt militärische und zivile Planung

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Die Ukraine nutzt Palantir-Software sowohl im militärischen als auch im zivilen Bereich. Sie hilft, russische Angriffsmuster zu analysieren, Desinformationskampagnen aufzudecken und sogar Standorte für bombensichere Schulen zu planen oder Prioritäten beim Minenräumen zu setzen.

Das in den USA ansässige Datenunternehmen, gegründet von Peter Thiel, stellt Kiew leistungsstarke Werkzeuge für die Kriegs- und Wiederaufbauplanung zur Verfügung.

Drohnenangriffe dominieren das Schlachtfeld

Fedorov erklärte, dass mittlerweile 80–90 % der russischen Ziele durch Drohnen zerstört werden – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2024, als die Werte bei rund 70 % für Truppen und 75 % für Fahrzeuge lagen.

Drohnen sind zur prägenden Waffe des Konflikts geworden – sie verändern die Art der Kriegsführung und die Messung von Erfolgen.

Ein gamifiziertes System zur Belohnung von Abschüssen

In einem ungewöhnlichen Schritt entwickelte Fedorovs Ministerium ein Punktesystem im Videospiel-Stil für bestätigte Abschüsse und zerstörtes Gerät.

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Einheiten können diese Punkte über einen modernen Online-Marktplatz gegen Drohnen und Störtechnik eintauschen.

Seit seiner Einführung wurden rund 500.000 Drohnen über das System verteilt, das auch monatliche Bestenlisten für die Einheiten führt.

Die „Kill Zone“ und der Aufstieg von Bodenrobotern

Das Kriegsgebiet hat sich zu dem entwickelt, was die Soldaten inzwischen eine „Kill Zone“ nennen – einen 10 bis 15 Kilometer breiten Streifen von der Frontlinie, in dem man fast sicher mit einem Drohnenangriff rechnen muss.

Dieser Gefahrenbereich könnte sich innerhalb eines Jahres auf 20 Kilometer ausweiten.

Die Ukraine hat Tausende unbemannte Bodenfahrzeuge eingesetzt, um Soldaten in Schützengräben unter Beschuss mit Nachschub zu versorgen.

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