Jedes Jahr beantwortet Russlands Präsident Fragen von Bürgerinnen und Bürgern in einer streng kontrollierten Fernsehsendung.
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Die Übertragung soll in unsicheren Zeiten Kontrolle und Zuversicht vermitteln.
In diesem Jahr scheinen die Sorgen der Bevölkerung schwerer abzuwehren zu sein.
Zwei Hauptsorgen
Der russische Präsident Wladimir Putin hält seine jährliche „Direkte Linie“-Fragestunde ab, während die Frustration über den Krieg in der Ukraine und den wachsenden wirtschaftlichen Druck zunimmt.
Laut Business Insider zeigt eine unabhängige Umfrage, dass diese beiden Themen die Fragen dominieren, die Russinnen und Russen ihrem Staatschef stellen wollen.
Eine vom Lewada-Zentrum unter 1.608 Befragten durchgeführte Umfrage ergab, dass Fragen zum Krieg und zum Lebensstandard bereits im dritten Jahr in Folge die größten Sorgen der Bevölkerung sind.
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Etwa jede fünfte befragte Person sagte, sie würde fragen, wann der Krieg in der Ukraine enden werde. Der Kreml bezeichnet den Konflikt weiterhin als „spezielle Militäroperation“.
Lebenshaltungskosten
Die Wirtschaft rangierte knapp hinter dem Krieg. Rund 16% der Befragten gaben an, ihre größte Sorge seien sinkende Lebensstandards, darunter Löhne, Renten und staatliche Leistungen, so das Lewada-Zentrum.
Weitere Sorgen folgten mit deutlichem Abstand. Etwa 8% wollten nach steigenden Preisen und Steuern fragen, 6% nannten Versorgungsleistungen und soziale Dienste, und 5% verwiesen auf Probleme im Gesundheitssystem.
Laut Business Insider spiegeln diese Sorgen den zunehmenden Druck auf die Haushaltsfinanzen wider.
Kriegswirtschaft
Russlands Wirtschaft hat sich seit der großangelegten Invasion der Ukraine im Februar 2022, die umfassende westliche Sanktionen auslöste, stark verändert.
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Der Kreml hat das Land auf eine Kriegswirtschaft umgestellt und Verteidigungsausgaben sowie staatlich gelenkte Investitionen priorisiert.
Diese Maßnahmen haben das Wirtschaftswachstum auf dem Papier gestützt, doch es zeigen sich zunehmend Schwachstellen.
Die Einnahmen aus Energieexporten sind aufgrund niedrigerer Ölpreise zurückgegangen, während die Inflation hoch bleibt und weiterhin die Kaufkraft der Verbraucher untergräbt.
Steigende Verteidigungsausgaben konkurrieren zudem mit sozialen Ausgaben und verstärken die öffentliche Unruhe.
Bekanntes Drehbuch
Frühere Marathon-Ausgaben der „Direkten Linie“ geben Hinweise darauf, wie Putin reagieren könnte.
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Im vergangenen Jahr räumte er ein, dass die Inflation zu hoch sei, und sagte, die Wirtschaft überhitze.
Gleichzeitig schob er die Verantwortung laut Business Insider der Zentralbank und der föderalen Regierung zu, die formal vom Ministerpräsidenten geführt wird.
Im Anschluss an die Fragestunde wird Putin voraussichtlich auch seine jährliche Pressekonferenz zum Jahresende abhalten, bei der Beobachter auf Hinweise zum weiteren Verlauf des Krieges achten werden.
Quellen: Business Insider, Lewada-Zentrum