Nun werden sie erneut in den Krieg in der Ukraine geschickt.
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Umgeben von Folklore, Glauben und Geschichte gelten sie oft als Relikte einer anderen Zeit: Russlands Kosaken.
Einst marginalisiert und verfolgt, sind sie unter Wladimir Putin wieder ins Zentrum der Staatsmacht gerückt.
Vom Mythos zum Staat
Lange romantisiert in der Folklore, waren Russlands Kosaken einst halbautonome Gemeinschaften im Süden Russlands und im heutigen Gebiet der Ukraine.
Sie dienten den Zaren als Elitekämpfer, bevor sie nach der Revolution von 1917 wegen ihrer Unterstützung der imperialen Ordnung verfolgt wurden.
Nach Jahrzehnten der Repression unter sowjetischer Herrschaft tauchte die kosakische Identität nach dem Zusammenbruch der UdSSR wieder auf. Laut France24 war diese Wiederbelebung zunächst basisnah und zersplittert.
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„In den 1990er Jahren gab es eine anarchische, populäre Wiederbelebung der Kosakenkultur“, sagte Pierre Labrunie, Spezialist für russische Kosaken an der École des hautes études en sciences sociales in Paris.
Ordnung und Loyalität
Anstatt der Bewegung eine unabhängige Entwicklung zu erlauben, griff der russische Staat ein und integrierte sie.
Unter Wladimir Putin wurden die Kosaken formell als Hilfskräfte für Polizei und Grenzschutz wieder eingegliedert.
„Für den russischen Staat hatte das einen doppelten Vorteil“, sagte Labrunie und erklärte, dass damit sowohl die Forderungen der Kosaken nach Anerkennung erfüllt als auch Lücken eines geschwächten Staates geschlossen wurden.
„Sie sind die Hüter der Seele Russlands, seiner Traditionen und seines guten Charakters“, sagte Labrunie und beschrieb damit, wie der Kreml die Kosaken als Vorbild für Loyalität und freiwilligen Dienst darstellt.
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Heute patrouillieren Kosaken auf den Straßen, sichern öffentliche Veranstaltungen und arbeiten mit Sicherheitsbehörden zusammen. Sie bewegen sich dabei bewusst in einem verschwommenen Bereich zwischen ziviler und staatlicher Autorität.
Mobilisierung für den Krieg
Mit dem Fortgang des russischen Angriffs auf die Ukraine griff der Kreml zunehmend auf paramilitärische Formationen zurück, um eine Massenmobilisierung zu vermeiden. Kosakeneinheiten wurden Teil dieser Strategie.
France24 berichtet, dass seit 2022 mehr als 60.000 der rund 180.000 registrierten Kosaken Russlands in der Ukraine gekämpft haben.
Viele von ihnen wurden in speziellen Bataillonen unter militärischem Kommando eingesetzt.
Kosakische Gemeinschaften organisierten zudem Logistik und „humanitäre“ Unterstützung für die Front und festigten so ihre Rolle im Kriegseinsatz.
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Ausbildung der Zukunft
Parallel zum Fronteinsatz hat der Staat sogenannte „Kosaken-Kadettenschulen“ ausgebaut.
Diese Einrichtungen verbinden regulären Unterricht mit militärischer Ausbildung und ideologischer Schulung.
„Sie lernen die Geschichte der Kosaken, traditionelle Lieder, Reitkunst, Kampf und den Umgang mit Waffen“, sagte Labrunie.
Neue Kadettenkorps wurden nicht nur in Russland, sondern auch in russisch besetzten Teilen der Ukraine eingerichtet, darunter in Luhansk und Donezk, berichtete France24.
Loyalität auf dem Prüfstand
Putin hat wiederholt zu einer „neuen russischen Elite“ aufgerufen, die sich durch Disziplin, Dienst und Patriotismus definiert. Die Kosaken passen in dieses Bild, doch ihre Loyalität ist nicht grenzenlos.
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Die Zahl der Registrierten ging 2024 zurück, und Berichte aus der Ostukraine deuten auf Spannungen zwischen einigen Kosakeneinheiten und russischen Kommandostrukturen hin.
Ironischerweise kämpfen Kosaken auch auf ukrainischer Seite, was zeigt, dass selbst eine Gruppe, die als Hüter der russischen Seele präsentiert wird, tief gespalten bleibt.
Quellen: France24, Digi24.