Eine Expertin für Putins Denkweise hält es für möglich, dass Russland bereit ist, ein weiteres Land anzugreifen – doch sie ist sich nicht sicher, ob es sich dabei um ein NATO-Mitglied handeln wird.
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Eine Expertin für Putins Denkweise hält es für möglich, dass Russland bereit ist, ein weiteres Land anzugreifen – doch sie ist sich nicht sicher, ob es sich dabei um ein NATO-Mitglied handeln wird.
NATO bekräftigt hohe Verteidigungsausgaben

Beim jüngsten Gipfel in Den Haag setzten sich die NATO-Mitglieder ein ambitioniertes Ziel: Bis 2035 sollen fünf Prozent des BIP für Verteidigung und Sicherheit aufgewendet werden.
Ein Grund für die Erhöhung der Ausgaben sind Einschätzungen, wonach Russland innerhalb der nächsten fünf Jahre in der Lage sein könnte, einen Angriff auf NATO-Staaten zu starten.
Ist die NATO Russlands nächstes Ziel? Vielleicht nicht

Die strategische Militäranalystin Rebekah Kofler teilt die Einschätzung der russischen Militärfähigkeiten, argumentiert jedoch in einem Beitrag für The Telegraph, dass Putin nicht zwangsläufig ein NATO-Mitglied ins Visier nehmen werde.
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Gefährdete postsowjetische Staaten?

Stattdessen sei ein Land ohne NATO-Mitgliedschaft ein wahrscheinlicheres Ziel – etwa ein postsowjetischer Staat wie Moldau, so Kofler.
Geld allein hält Russland nicht auf

Kofler warnt, dass allein Investitionen und Spitzentechnologie keinen Frieden garantieren.
Was die NATO wirklich braucht, ist eine kohärente, langfristige Strategie – idealerweise basierend auf einem fundierten Verständnis von Russlands militärischer Doktrin und psychologischer Kriegsführung.
Die NATO übersah die Warnung vor der Krim

Bereits 2013, nur wenige Monate vor der Annexion der Krim, sei die NATO über Russlands wahrscheinliche Kriegstaktiken informiert worden, berichtet Kofler.
Dennoch sei weder im Pentagon noch bei den verbündeten Streitkräften eine wirksame Gegenstrategie entstanden.
Russlands Strategie: Am verwundbarsten Punkt zuschlagen

Laut Kofler orientiert sich Russlands Militärstrategie am britischen Theoretiker Sir Basil Liddell Hart: Indirekte Angriffe statt direkter Konfrontation.
Das Ziel: Schwachstellen treffen und den Frontalangriff mit überlegenen Kräften vermeiden.
Die Ukraine könnte eine Ausnahme darstellen – dennoch erwartet Kofler, dass Moskau künftig wieder auf dieses asymmetrische Kriegsmodell zurückgreifen wird.
Die NATO-„Kill Chain“ schwächen

Kofler ist überzeugt: Russische Planer wissen, dass sie einen konventionellen Technologiekrieg gegen die NATO nicht gewinnen können. Daher zielen sie darauf ab, die Entscheidungsprozesse der Allianz – die sogenannte „Kill Chain“ – gezielt zu stören.
Das bedeutet Angriffe auf Satelliten sowie auf Kommunikations- und Aufklärungssysteme (C4ISR), die für moderne Kriegsführung essenziell sind.
Weltraum: NATOs Achillesferse?

Russlands Weltraumkriegsfähigkeiten sind längst Realität. Von GPS-Störtechnologie über Anti-Satelliten-Raketen bis hin zu Lasern – Moskau verfügt über ein umfassendes Arsenal.
Besonders alarmierend: Berichten zufolge arbeitet Russland an einem Satelliten mit nuklearem Sprengkopf, der westliche Weltrauminfrastruktur ausschalten könnte.
Cyberkrieg: Die lautlose Bedrohung

Cyberangriffe sind ein zentraler Bestandteil russischer Militärplanung. Moskau hat wiederholt westliche Systeme kompromittiert – sowohl zur Informationsgewinnung als auch zur Destabilisierung.
Kofler warnt, dass Russland möglicherweise bereits Zugang zu kritischer Infrastruktur in Europa und den USA hat – mit der Fähigkeit zur koordinierten Sabotage im Zusammenspiel mit militärischen Operationen.
Unterwasserkabel und Pipelines schützen

Russlands geheime Tiefseeabteilung GUGI steht im Verdacht, an mehreren Sabotageaktionen in der Ostsee beteiligt gewesen zu sein.
Diese Bedrohung betrifft nicht nur Datenkabel, sondern auch Energiepipelines – wie der Vorfall an Nord Stream im Jahr 2022 gezeigt hat.
Kofler fordert, die NATO müsse ihre maritime Überwachung ausweiten und diese anfälligen Unterwasserinfrastrukturen besser schützen.
Die dringende Herausforderung für die NATO

Laut Kofler produziert Russland derzeit in drei Monaten mehr Munition als Europa in einem ganzen Jahr.
Wenn die NATO mithalten will, muss sie dringend ihre Produktionskapazitäten steigern und ihre Streitkräfte neu aufstellen.
Das Zeitfenster ist nicht unbegrenzt

Während Russland die Wehrpflicht verschärft, verzichten viele europäische Staaten weiterhin auf eine allgemeine Dienstpflicht.
Das Zeitfenster für die NATO zu handeln ist da – aber nicht unbegrenzt, warnt die Analystin.