Booking.com strich die Klausel, nachdem sie im vergangenen Jahr gerichtlich für unzulässig erklärt wurde – doch nun fordern Hotels in ganz Europa, was ihnen ihrer Ansicht nach zusteht.
Gerade lesen andere
Booking.com strich die Klausel, nachdem sie im vergangenen Jahr gerichtlich für unzulässig erklärt wurde – doch nun fordern Hotels in ganz Europa, was ihnen ihrer Ansicht nach zusteht.
Was geschieht?

Eine massive Koalition von über 10.000 Hotels in Europa hat sich zusammengeschlossen, um rechtliche Schritte gegen Booking.com einzuleiten.
Die Betreiber werfen dem Online-Reiseriesen unfaire Praktiken vor, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Die umstrittene Klausel

Im Zentrum des Konflikts steht Booking.coms langjährige Praxis, Hotels zu untersagen, auf ihren eigenen Plattformen günstigere Preise als auf Booking.com anzubieten.
Lesen Sie auch
Während diese Strategie das sogenannte „Free-Riding“ verhindern sollte — also, dass Reisende ein Hotel auf Booking.com finden, aber direkt beim Hotel buchen — kritisieren Hoteliers, die Klausel habe den Wettbewerb eingeschränkt und die Wahlfreiheit der Verbraucher beschnitten.
EuGH-Urteil als Wendepunkt

Der juristische Vorstoß der Hoteliers stützt sich auf ein richtungsweisendes Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom September 2024.
Der EuGH erklärte die Preisbindungspraxis für rechtswidrig und stellte fest, dass Plattformen wie Booking.com auch ohne solche Einschränkungen fair agieren können.
Digital Markets Act erzwingt Kurswechsel

Unter dem Druck des neuen Digital Markets Act der EU aus dem Jahr 2024 sah sich Booking.com gezwungen, die Bestpreis-Klauseln in Europa offiziell abzuschaffen.
Hoteliers argumentieren jedoch, die Schäden aus zwei Jahrzehnten restriktiver Vertragsbedingungen seien bereits entstanden — und fordern daher nun finanzielle Entschädigung.
Branchenverbände unterstützen Klage

Alexandros Vassilikos, Präsident von HOTREC — dem Dachverband der europäischen Hotellerie — bezeichnete die Klage als ein „deutliches Signal“ an digitale Plattformen:
„Zu lange sahen sich Hoteliers mit überhöhten Kosten und unfairen Regeln konfrontiert,“ sagte er.
Zwei Jahrzehnte Verluste

Die Sammelklage zielt auf Schadensersatz für den Zeitraum von 2004 bis 2024 ab.
Unterstützer gehen davon aus, dass Hotels durch künstlich aufgeblähte Preisstrukturen, die von den Vertragsklauseln von Booking.com erzwungen wurden, Millionen an Einnahmen verloren haben.
Niederländische Gerichte übernehmen Verfahren

Obwohl die Initiative europaweit getragen wird, finden die Gerichtsverhandlungen in den Niederlanden statt — dem Sitz von Booking.com in Amsterdam.
Koordiniert wird die Klage von der Hotel Claims Alliance, unterstützt von mehr als 30 nationalen Hotelverbänden.
Booking.com bleibt essenziell

Trotz aller Kritik erkennen viele Hoteliers an, dass Booking.com nach wie vor ein zentraler Vertriebskanal ist.
Die Plattform bietet Zugang zu einem globalen Publikum — eine Reichweite, die einzelne Hotels allein kaum erzielen könnten.
Marktbeherrschung als Risiko

Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 von HOTREC und einer Schweizer Hotelfachschule kontrollierte Booking Holdings rund 71 % des europäischen Marktes für Online-Reisevermittler.
Gleichzeitig ist die Zahl direkter Hotelbuchungen kontinuierlich gesunken, was die Marktmacht der Plattform weiter verfestigt hat.
Ein Ringen um Machtverhältnisse

Im Kern geht es in dem Verfahren um ein neues Gleichgewicht zwischen globalen Tech-Plattformen und lokalen Unternehmen.
Europas Hotels hoffen, dass das Urteil nicht nur Schadensersatz bringt, sondern auch ein klares Signal gegen monopolistische Strukturen in der digitalen Wirtschaft setzt.