Die wachsende Unruhe über Europas Sicherheitslage verändert die öffentliche Meinung, während Russlands Krieg gegen die Ukraine in ein weiteres Jahr geht.
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Viele Menschen auf dem Kontinent befürchten, dass sich die Instabilität ausbreitet. Bürger stellen zunehmend die Verteidigungsfähigkeit ihrer eigenen Länder und die Zuverlässigkeit internationaler Partner infrage.
Eine neue multinationale Umfrage zeigt, wie tief diese Sorgen sitzen – und wie sich Frustration auf wahrgenommene globale Bedrohungen richtet, darunter auch der amerikanische Präsident Donald Trump.
Politische Spaltungen
Cluster 17 führte die Umfrage für das französische geopolitische Magazin Le Grand Continent durch, wie Ziare.com berichtet.
Insgesamt wurden 9.553 Menschen in neun EU-Ländern befragt, darunter Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Polen, Portugal, Kroatien, Belgien und die Niederlande.
Die Studie untersuchte, wie Europäer die aktuellen geopolitischen Spannungen einschätzen.
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Laut Ziare.com sagten 55 Prozent, Europa solle eine ausgewogene Haltung zwischen den Vereinigten Staaten und China einnehmen.
Fast die Hälfte, 48 Prozent, betrachtete Donald Trump als Feind Europas – wobei die Meinungen zwischen den Ländern stark variierten.
Auch Sorgen über Migration waren deutlich. Viele nannten sie eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, besonders in Nord- und Osteuropa.
Eine Mehrheit unterstützte die Verringerung staatlicher Ausgaben und der Zahl der Beamten.
Wachsende Ängste
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten, 51 Prozent, sagte, dass das Risiko eines russischen Angriffs auf ihr Land in den kommenden Jahren hoch oder sehr hoch sei.
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Die Wahrnehmungen unterscheiden sich stark nach geografischer Lage. Polen, das an Russland und Belarus grenzt, verzeichnete mit 77 Prozent das höchste Bedrohungsgefühl.
In Frankreich lag die Zahl bei 54 Prozent, in Deutschland bei 51 Prozent.
Italien zeigte die geringste Besorgnis – 65 Prozent der Befragten sagten, das Risiko sei gering oder gar nicht vorhanden.
Unterschiedliche Wahrnehmungen
Die Studie ergab nur geringe Furcht vor einem Konflikt mit China. In allen neun Ländern hielten 81 Prozent einen Krieg mit Peking in naher Zukunft für unwahrscheinlich.
Le Grand Continent kam zu dem Schluss, dass Russland in der europäischen Öffentlichkeit weiterhin als eindeutigste staatliche Bedrohung gilt.
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Auch Terrorismus wurde als unmittelbare Sicherheitsgefahr wahrgenommen. Rund 63 Prozent bezeichneten das Risiko eines offenen Konflikts mit Terrorgruppen als hoch.
Militärische Zweifel
Das Vertrauen in die nationale Verteidigungsfähigkeit war gering. Insgesamt glaubten 69 Prozent, ihr Land wäre nicht in der Lage, einem russischen Angriff standzuhalten.
Frankreich, das einzige nuklear bewaffnete Land der Umfrage, zeigte am meisten Zuversicht: 44 Prozent meinten, das Land könne sich selbst verteidigen.
Belgien, Italien und Portugal waren am skeptischsten – in jedem dieser Länder äußerten mehr als 85 Prozent Zweifel an der Wehrfähigkeit ihres Staates.
Quellen: Ziare.com, Le Grand Continent