Jens Asbjørn Bøgen
Nachdem sie sich aus Pokrowsk zurückgezogen hatten, haben die ukrainischen Truppen nun einen großen Teil der Stadt wieder eingenommen.
Russische Beamte, darunter auch der russische Präsident Wladimir Putin, haben wiederholt behauptet, dass die stark umkämpfte Stadt Pokrowsk entweder erobert oder eingekesselt worden sei.
Unabhängige Analysten, darunter die Experten des Institute for the Study of War (ISW), haben diese Behauptungen bestritten und erklärt, dass die tatsächlichen Gefechtsfelddaten die russischen Angaben nicht widerspiegeln.
Die Aussagen aus dem Kreml werden vielmehr als psychologische Kriegsführung betrachtet, die darauf abzielt, weitere westliche Unterstützung für die Ukraine zu verhindern und ein Narrativ eines unausweichlichen russischen Sieges zu fördern.
Doch der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Olexandr Syrskyj, warnt davor, den Behauptungen aus dem Kreml zu vertrauen.
Ukraine erobert fast die Hälfte von Pokrowsk zurück
In einem Lagebericht zur Situation in Pokrowsk am 9. Dezember teilte Syrskyj den Medien mit, dass die ukrainischen Streitkräfte in der hart umkämpften Stadt wieder Gelände gutgemacht haben – Wochen nachdem Frontverbände zeitweise aus dem Stadtgebiet verschwunden waren.
Syrskyj sagte, die Verteidigung von Pokrowsk sei weiterhin aktiv und dass die Truppen seit Mitte November rund 13 Quadratkilometer Gebiet zurückerobert hätten. Die gesamte Stadtfläche beträgt etwa 29 Quadratkilometer.
Er deutete an, dass zusätzliche ukrainische Einheiten zur Verstärkung der Positionen entsandt werden, da die Kämpfe weiter eskalieren.
Bestätigter Rückzug zur Verteidigung
Der Kommandeur räumte ein, dass ukrainische Einheiten sich kürzlich von Stellungen zurückgezogen haben, die 5 bis 7 Kilometer außerhalb der Stadt lagen. Russische Kräfte hatten begonnen, diese äußeren Verteidigungslinien zu durchbrechen, und Syrskyj sagte, die Positionen seien nicht mehr „wirksam zu halten“ gewesen.
Nach Angaben Syrskyjs konzentriert Moskau große Truppenkontingente im Raum Pokrowsk und schätzt, dass dort inzwischen mehr als 155.000 russische Soldaten eingesetzt sind.
Er fügte hinzu, dass das Gebiet zwischen 40 und 50 Prozent aller KAB-Gleitbomben aufnimmt, die Russland entlang der gesamten Front einsetzt.
Mehr Lügen als Fortschritte
In einem Facebook-Beitrag fasste Syrskyj die Informationen zusammen, die er während des Lageberichts gegeben hatte, und erklärte, dass diese die tatsächliche Lage vor Ort widerspiegelten.
Er ergänzte, dass er nicht alle ukrainischen Erfolge offenlegen könne, da das Leben ukrainischer Soldaten von Geheimhaltung abhänge.
Er kritisierte jedoch nachdrücklich die russische Desinformationskampagne und erklärte, „dass das Ausmaß der russischen Lügen den tatsächlichen Fortschritt des russischen Vormarsches bei Weitem übersteigt.“
Quellen: Kyiv Independent, Ukrainisches Militärkommando, Telegram