Ein Spionagefall erschüttert das neutrale Herz Europas: Ein ehemaliger Mitarbeiter des Schweizer Nachrichtendienstes (NDB) steht im Verdacht, über Jahre hinweg geheime Informationen an Russland weitergeleitet zu haben.
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Laut der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-ATS soll der Offizier, der bis 2020 für das Cyber-Team des NDB tätig war, sensible Daten an das russische Unternehmen Kaspersky übermittelt haben – ein Name, der in westlichen Geheimdienstkreisen längst Alarm auslöst.
Das berichtet die Zeitung Express.
Besonders brisant: Von Kaspersky sollen die Daten an den russischen Militärgeheimdienst GRU weitergeflossen sein – ein direkter Draht in die Kommandozentrale von Präsident Wladimir Putin.
Das Leck, das offenbar zwischen 2014 oder 2015 und Ende 2020 bestand, wurde erst durch Hinweise zweier befreundeter ausländischer Nachrichtendienste aufgedeckt. Diese drohten laut internen Berichten sogar, die Zusammenarbeit mit dem NDB einzustellen, sollte der Verdächtige weiter im Dienst bleiben.
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Der beschuldigte Offizier rechtfertigte sein Vorgehen offenbar mit der mangelnden technischen Ausstattung des NDB – er habe auf Cyber-Werkzeuge angewiesen sein müssen, die intern nicht zur Verfügung standen. Doch für die Schweiz, deren Nachrichtendienst aus rund 400 Personen besteht, wiegt dieser Verrat schwer.
Verteidigungsminister Martin Pfister hat eine unabhängige Untersuchung angeordnet, um auch die bisherigen internen Ermittlungen kritisch zu prüfen. In einer Welt, die von geopolitischen Spannungen geprägt ist, betonte er die Notwendigkeit verlässlicher Mitarbeiter im Geheimdienst.
Obwohl die Schweiz keine NATO-Mitgliedschaft besitzt, pflegt sie enge Beziehungen zu westlichen Staaten. Der Fall wirft nun einen Schatten auf das Vertrauen innerhalb internationaler Sicherheitskreise – und stellt die traditionsreiche Neutralität der Eidgenossenschaft auf eine harte Probe.