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Airbus-Chef sagt, dass künftige Verkehrsflugzeuge eher Tarnkappenbombern ähneln könnten als heutigen Jets

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Das traditionelle Rohr-und-Flügel-Flugzeug, das den kommerziellen Luftverkehr seit Jahrzehnten prägt, könnte irgendwann einer radikal anderen Form weichen.

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Das traditionelle Rohr-und-Flügel-Flugzeug, das den kommerziellen Luftverkehr seit Jahrzehnten prägt, könnte irgendwann einer radikal anderen Form weichen. Airbus geht inzwischen davon aus, dass die Zukunft des Langstreckenflugs auf einer einzigen durchgehenden Tragfläche basieren könnte, in deren Innerem die Passagiere sitzen.

Die Idee, seit Langem erforscht, aber nie für den kommerziellen Einsatz zertifiziert, gewinnt neuen Auftrieb, da Hersteller große Effizienzsprünge und geringere Emissionen anstreben.

Airbus blickt nach vorn

Im Gespräch mit Bild sagte Airbus-CEO Guillaume Faury, dass die nächsten 30 bis 40 Jahre dazu führen könnten, dass große Airlines sogenannte Blended-Wing-Body-Flugzeuge (BWB) einführen. Das Design verschmilzt den Rumpf mit der Tragfläche, sodass sich der Auftrieb über die gesamte Struktur verteilt — ein Konzept, das laut Faury „besser geeignet“ ist für Großraumflugzeuge.

Airbus sagt, der Ansatz könne den Treibstoffverbrauch verbessern und mehr Innenraum bieten, komme jedoch mit Kompromissen. Fenster könnten vollständig entfallen, und Passagiere tief im Inneren der Kabine könnten sich desorientiert fühlen oder weit von Notausgängen entfernt sein.

Das Unternehmen testet BWB-Modelle seit 2017 im Rahmen seines ZEROe-Programms und flog 2019 einen Demonstrator, der rund 20 Prozent Treibstoffeinsparung nahelegte. Künftige Varianten könnten mit Wasserstoff betrieben werden; Airbus hat jedoch sein ursprüngliches Zieljahr 2035 um bis zu ein Jahrzehnt verschoben — wegen Zertifizierungshürden, Infrastrukturgrenzen und Bedenken hinsichtlich der Passagierakzeptanz.

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Eine lange Geschichte, aber kein Verkehrsflugzeug

Obwohl der Northrop B-2-Bomber das bekannteste Nurflügelflugzeug ist, haben es kommerzielle Varianten nie auf den Markt geschafft.

McDonnell Douglas und die NASA untersuchten das Konzept in den 1990er-Jahren, und Boeing setzte die Arbeit nach der Fusion mit den X-48-Demonstratoren fort. Das Programm endete 2013, und Boeing hat keine Pläne für ein vollwertiges Passagier-BWB angekündigt.

Airbus’ neues Interesse kommt zu einem Zeitpunkt wachsender Konkurrenz durch jüngere, agilere Unternehmen, die versuchen, die beiden Branchenriesen zu überholen.

Start-ups wollen das Duopol aufbrechen

Das in San Diego ansässige Unternehmen Natilus entwickelt mit Horizon ein BWB-Smalldeckflugzeug als Alternative zu A320 und 737. Das Unternehmen verspricht etwa 25 Prozent weniger Treibstoffverbrauch und 40 Prozent mehr Kabinenraum, während das Flugzeug dennoch in Standard-Fluggastbrücken passt. CEO Aleksey Matyushev sagte gegenüber Business Insider, dass Airlines in den nächsten zwei Jahrzehnten möglicherweise 40 000 Smalldeckflugzeuge benötigen — weit mehr, als Airbus und Boeing allein liefern können.

Renderings zeigen drei Gänge, breitere Sitze und sogar „Privatkapseln“. Horizon soll durchgehend Fenster behalten, ergänzt durch Oberlichter, um Passagieren weiter innen Orientierung zu geben.

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Weiter nördlich richtet JetZero sich an Betreiber von Großraumjets mit seinem Z4-Flugzeug, einem BWB-Design, das den Airbus A330 oder die Boeing 767 ersetzen und den Treibstoffverbrauch um bis zu die Hälfte senken könnte. United Airlines Ventures hat Interesse signalisiert, bis zu 200 der 250-sitzigen Jets zu kaufen. Unternehmensvertreter sagen, der geräumige Innenraum könne sich wie ein „Wohnzimmer im Himmel“ anfühlen.

JetZero flog 2024 erfolgreich sein verkleinertes Pathfinder-Modell.

Ein Rennen um die Neudefinition des Verkehrsflugzeugs

Zwischen der ZEROe-Forschung von Airbus und den Ambitionen der Start-ups gewinnt das BWB-Konzept nach Jahrzehnten vergeblicher Ansätze an Traktion. Ob Passagiere letztlich eine fensterlose Kabine akzeptieren — oder Airlines ein Format annehmen, das den Flughafenbetrieb verändert — bleibt offen.

Doch der Trend deutet klar auf eine Zukunft hin, in der der Standard-Airliner einem Tarnkappenbomber deutlich ähnlicher sehen könnte als den Jets, die wir heute besteigen.

Quellen: Bild, Airbus, Business Insider

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