Der ehemalige NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hat kürzlich eine ernste Warnung ausgesprochen: Ein Verlust der Ukraine im Konflikt mit Russland könnte das Ende für das sogenannte "Projekt Europa" bedeuten.
In einem Interview mit BNRs Big Five äußerte De Hoop Scheffer seine Bedenken, dass ein russischer Sieg einige europäische Länder dazu veranlassen könnte, sich Moskau zuzuwenden, eine Entwicklung, die seiner Meinung nach bereits teilweise im Gange ist.
Eine Union unter Bedrohung
Der Begriff "Projekt Europa" bezieht sich traditionell auf die Europäische Union, die aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs entstanden ist und deren primäres Ziel es ist, den Frieden auf dem Kontinent zu sichern.
Jedoch könnte dieses fundamentale Ziel der EU nach De Hoop Scheffer gefährdet sein, falls die Ukraine den russischen Vorstößen zum Opfer fällt. Dies könnte dazu führen, dass mehr Nationen Russland entgegenkommen und einen Dominoeffekt auf dem Kontinent auslösen.
Aufruf zur verstärkten Unterstützung
De Hoop Scheffer kritisierte das derzeitige Niveau der militärischen Hilfe für die Ukraine und forderte eine Eskalation bei der Lieferung wesentlicher Waffensysteme.
„Wir sind immer noch zu zögerlich, wenn es darum geht, die notwendigen Waffen für die Ukraine bereitzustellen“, erklärte er und hob insbesondere Deutschlands Zögern bei der Lieferung von Langstrecken-Taurus-Raketen als strittigen Punkt hervor.
Diese Haltung deckt sich mit der von Jens Stoltenberg, dem aktuellen NATO-Führer, der ebenfalls die Notwendigkeit einer robusteren Unterstützung für die Ukraine betont hat.
Inmitten seines Aufrufs zur verstärkten Unterstützung der Ukraine wies De Hoop Scheffer auch auf die Notwendigkeit hin, die nationalen Verteidigungsanlagen zu stärken, insbesondere an entscheidenden wirtschaftlichen und strategischen Punkten wie Amsterdam, Rotterdam und Brainport Eindhoven.
Diese Knotenpunkte sind nicht nur für die Niederlande von entscheidender Bedeutung, sondern spielen auch auf internationaler Ebene eine wichtige Rolle.
Der Schatten von Trumps Präsidentschaft
Über Europa hinaus sprach De Hoop Scheffer über die potenziellen Auswirkungen einer Rückkehr Donald Trumps ins Präsidentenamt in den Vereinigten Staaten.
Er befürchtet, dass Trumps transaktionale Sichtweise auf die NATO das Bündnis gefährden könnte, insbesondere für Länder, die nicht seinen Erwartungen an die Verteidigungsausgaben entsprechen.
Dies macht es nach De Hoop Scheffer unerlässlich, die NATO "Trump-sicher" zu machen und sich auf eine Zukunft vorzubereiten, in der die US-Unterstützung für die NATO möglicherweise nicht so beständig ist wie in der Vergangenheit.