Irak plant Herabsetzung des Heiratsalters auf 9 Jahre

Kathrine Frich

2 Tage vor

|

11/11/2024
Welt
Foto: Shutterstock
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Der Gesetzesvorschlag markiert den dritten Versuch, das Gesetz 188 zu ändern.

Konservative schiitische Parteien im Irak haben einen neuen Vorschlag eingebracht, um das gesetzliche Heiratsalter im Land von 18 auf 9 Jahre zu senken.

Dritter Versuch zur Gesetzesänderung

Laut The Telegraph würde das Gesetz auch die Rechte der Frauen auf Scheidung, elterliches Sorgerecht und Erbe einschränken.

Der Vorschlag zielt darauf ab, das irakische Personalstatusgesetz 188 zu ändern, das 1959 eingeführt wurde und einst als eines der fortschrittlichsten Gesetze im Nahen Osten galt.

Befürworter der Änderung argumentieren, das Gesetz orientiere sich an einer strengen Auslegung des islamischen Rechts und schütze junge Mädchen vor „unmoralischen Beziehungen“.

Dies ist der dritte Versuch, das Gesetz 188 zu ändern, nachdem entsprechende Bemühungen 2014 und 2017 gescheitert waren.

Diesmal verfügt die Koalition hinter dem Gesetz jedoch über eine Mehrheit im Parlament, was die Chancen auf eine Verabschiedung erhöht.

Frauenrechte stark gefährdet

Sollte das Gesetz in Kraft treten, würde es die Rechte von Frauen im Irak erheblich beeinträchtigen.

Helle Lykke Nielsen, Professorin für Nahoststudien an der Universität von Süddänemark, warnt laut TV2 davor, dass irakische Frauen dadurch noch verwundbarer würden.

Nielsen erklärt, dass das Gesetz 188 Frauen bislang eine gewisse Schutzmöglichkeit biete und ihnen die Möglichkeit gebe, sich vor Gericht zu verteidigen.

Unter dem neuen Gesetz könnten Mädchen bereits im Alter von 10 oder 11 Jahren zu den Familien ihrer Ehemänner geschickt werden, wodurch ihnen der begrenzte Schutz genommen würde, den sie derzeit genießen.

Nielsen betont, dass diese Änderung den Irak Bedingungen näherbringe, wie sie in Ländern wie Afghanistan herrschen, wo junge Mädchen kaum Schutzrechte haben.

Sie merkt auch an, dass das Gesetz die andauernde Identitäts- und Regierungsfindung des Irak widerspiegele, die nach dem Sturz von Saddam Hussein in einem Vakuum zurückblieb und in dem traditionelle, schiitische Fraktionen zunehmend an Einfluss gewannen.

Der Vorschlag hat weitreichende Kritik aus dem Europaparlament ausgelöst, das die irakische Regierung aufforderte, das Gesetz abzulehnen, da es gegen internationale Verpflichtungen des Irak zu den Frauenrechten verstoße.

Sollte das Gesetz verabschiedet werden, könnte dies das internationale Ansehen des Irak erheblich schädigen und ausländische Hilfsgelder gefährden, da ein Rückschritt in den Menschenrechten befürchtet wird.

Das Europaparlament äußerte zudem Bedenken, dass ein solches Gesetz zu einer strengeren Anwendung der Scharia im Irak führen und die Rechte von Frauen und Mädchen in der Region weiter aushebeln würde.