Neue Theorie: Er hat gar nicht vor, den Krieg zu gewinnen

Peter Zeifert

61 Wochen vor

|

07/10/2023
Welt
Foto: Presidents Office
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Er hat gar nicht vor, den Krieg zu gewinnen.

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Seit genau 590 Tagen dauert die illegale Invasion der Ukraine an. Als Wladimir Putin, der Machthaber Russlands, seine Truppen über die Grenze schickte, war das keineswegs ein Spaziergang. Was eigentlich innerhalb weniger Tage hätte abgeschlossen sein sollen, hat sich zu einem Fiasko für Russland entwickelt, das nun schon seit eineinhalb Jahren anhält. Die Verteidigungsfähigkeiten und die Moral der Ukraine haben alle überrascht.

Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass dieser Krieg noch lange andauern wird. Laut dem britischen Verteidigungsministerium wird Russland bis zum Jahr 2024 ganze 30 % seiner Staatsausgaben für Verteidigungszwecke aufwenden. Dies wird als Zeichen gedeutet, dass Putin sich auf einen langanhaltenden Krieg vorbereitet.

Putins Ziel: Ein endloser Krieg

Auch Jens Stoltenberg, der Generalsekretär der NATO, hat davor gewarnt, dass der Krieg noch viele Jahre andauern könnte. Man spricht mittlerweile fast von einem "ewigen Krieg", was für die Ukraine und die westliche Welt eine erschreckende Vorstellung ist.

"Aber für Wladimir Putin könnte das durchaus ein Ziel sein", betont der Analyst Mark Galeotti, ein britischer Historiker und Ehrenprofessor am University College London, im Gespräch mit CNN.

Auf den ersten Blick mag diese Theorie befremdlich wirken. Der Krieg ist für Russland ein monumentales Desaster. US-Regierungsquellen zufolge könnten bis zu 120.000 Russen im Krieg gestorben sein und 180.000 verletzt worden sein. Zudem wird es Generationen dauern, bis sich Russland wirtschaftlich von den globalen Sanktionen erholt hat.

Mark Galeotti, der Autor des Buches "Putins Kriege: Von Tschetschenien bis zur Ukraine", erläutert seine These, dass Putin den Krieg eigentlich nicht gewinnen möchte.

"Es ist durchaus möglich, dass der ewige Krieg zu einem organisierenden Prinzip für die Zeit nach Putin wird. Dies würde sowohl eine Legitimation als auch eine Verschärfung der Unterdrückung rechtfertigen, die Putin zur Aufrechterhaltung seiner Macht benötigt."

"Eine letzte Tugend"

Galeotti glaubt, dass es Putin mehr darum geht, nicht zu verlieren, als zu gewinnen.

"Wir können nicht sicher sagen, ob Putin wirklich glaubt, dass Russland aus diesem ukrainischen Desaster irgendeinen Sieg davontragen kann, oder ob er einfach das Gefühl hat, keine andere Wahl zu haben, als darauf zu hoffen, seine Feinde zu überdauern."

"Aus seiner Sicht könnte der Gedanke eines 'ewigen Krieges' eine letzte Tugend darstellen – er zermürbt die Moral seiner Gegner."