Trotz seines Besuchs in Peking nur eine Woche nach seiner Amtseinführung für die fünfte Amtszeit und der Begleitung fast aller wichtigen Regierungsbeamten, gelang es Putin erneut nicht, ein Abkommen über zusätzliche russische Gaslieferungen und den Bau der Pipeline „Power of Siberia-2“ zu sichern.
Hohe Erwartungen und Enttäuschungen
Im Frühjahr 2023, während des Besuchs von Xi Jinping in Moskau, schlug Putin vor, Chinas Gaskäufe auf 100 Milliarden Kubikmeter jährlich zu erhöhen und behauptete, dass das neue Pipeline-Projekt „weit fortgeschritten“ sei.
Doch auch nach einem weiteren Besuch in China im Oktober 2023, bei dem die Pipeline diskutiert wurde, wurden keine konkreten Vereinbarungen getroffen.
Erneut kehrte der russische Präsident mit leeren Händen zurück. Xi Jinping erwähnte in seiner Stellungnahme nach dem Treffen kein Wort über russisches Gas.
Die gemeinsame Erklärung zur „Vertiefung der umfassenden Partnerschaftsbeziehungen“ besagte lediglich, dass Russland und China bereit seien, die Zusammenarbeit im Bereich Erdgas zu „entwickeln“, wobei betont wurde, dass dies auf einer „Marktbasis“ geschehen solle.
Ein lang erwartetes Projekt stockt
Die Pipeline „Power of Siberia-2“ mit einer Kapazität von 50 Milliarden Kubikmetern pro Jahr wird seit 2015 diskutiert, aber es wurden keine Fortschritte erzielt.
Putin besteht darauf, dass China an der Pipeline interessiert sei: „Chinas Wirtschaft wächst und braucht Energiequellen, um dieses Wachstum zu unterstützen. Es gibt nichts Zuverlässigeres als Lieferungen aus Russland.“
Laut Putin haben Moskau und Peking sich noch nicht auf die Route geeinigt.
„Es gibt verschiedene Routen zu prüfen. Experten müssen den besten Verlauf entscheiden“, erklärte er. Zudem habe Russland vorgeschlagen, neben der Gaspipeline eine Ölpipeline durch die Mongolei zu verlegen.
Finanzielle Streitigkeiten im Kern
Der wahre Grund für die Verzögerung des „Power of Siberia-2“-Projekts ist Chinas Weigerung, auch nur einen Yuan in die neue Pipeline zu investieren, und stattdessen Russland dazu drängt, die gesamte milliardenschwere Baukosten zu tragen, während es Rabatte auf russisches Gas fordert.
„Peking weiß, dass es die Bedingungen diktieren kann und sich in einer deutlich stärkeren Position als Russland befindet“, sagte eine Quelle der South China Morning Post.
Das Gas, das Gazprom seit 2019 über die „Power of Siberia-1“-Pipeline nach China liefert, ist bereits fast halb so teuer wie das, was europäische Länder zahlen.
Im Jahr 2023 lag der Durchschnittspreis für China bei 297,3 Dollar pro tausend Kubikmeter, gegenüber 501,6 Dollar für Europa und die Türkei. In diesem Jahr soll der Rabatt für China auf 46% steigen, wodurch das Gas aus der „Power of Siberia“ 271,6 Dollar pro tausend Kubikmeter kosten wird, verglichen mit 481,7 Dollar für die Türkei und Europa.
Gazproms verzweifelter Bedarf
Gazprom braucht den chinesischen Vertrag dringend, da es den europäischen Markt verloren hat, die Gasexporte auf das niedrigste Niveau seit 1985 gesenkt wurden und die Produktion auf ein 30-Jahres-Tief gefallen ist.
Im letzten Jahr verbuchte Gazprom laut den International Financial Reporting Standards (IFRS) zum ersten Mal seit 25 Jahren einen Nettoverlust, der 629 Milliarden Rubel betrug – der größte in der Geschichte des Unternehmens.
Im Jahr 2023 lieferte Gazprom 22 Milliarden Kubikmeter Gas nach China, was nur ein Achtel seiner früheren Exporte nach Europa ausmacht, die auf 170-180 Milliarden Kubikmeter jährlich gipfelten.