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Trumps NATO-Brief legt Europas Abhängigkeit von russischem Öl offen

Donald Trump
The White House / Wiki Commons

Trump verschärft den Druck, doch seine Bedingungen sind unrealistisch.

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Trumps NATO-Brief sorgt für Wirbel

Donald Trump hat erneut für Schlagzeilen gesorgt – diesmal mit einem Brief an die NATO und die Welt. Darin stellt er Bedingungen für neue Sanktionen gegen Wladimir Putins Kriegsapparat. Seine zentrale Forderung: Alle NATO-Mitglieder sollen ihre Ölimporte aus Russland sofort stoppen.

Veröffentlicht hat er das Schreiben stilecht auf seiner Plattform Truth Social – und damit die Diskussion über Europas Abhängigkeit von russischer Energie neu entfacht.

Das berichtet Bild.

Europas Widersprüche im Fokus

Mit diesem Schritt bringt Trump die europäischen Regierungen in eine unbequeme Lage. Lange konnten sie auf das Zögern der USA zeigen, doch nun stehen sie selbst unter Druck.

Denn obwohl sie Kiew unermüdlich ihre Loyalität versichern, fließen weiterhin Milliarden nach Moskau – allein 2024 über 20 Milliarden Euro. Kritiker werfen Europa vor, so indirekt Russlands Kriegsführung mitzufinanzieren.

Nicht nur Ungarn und die Slowakei

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Das Problem beschränkt sich nicht auf bekannte Russland-Freunde wie Ungarn oder die Slowakei. Selbst Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der sich gerne als entschlossenster Gegner des Kreml inszeniert, bezieht weiterhin russische Energie. Für Trump ist das der Beweis: Zwischen Worten und Taten klafft in Europa eine tiefe Lücke.

Glaubwürdigkeit auf dem Spiel

Sollten die europäischen Staaten ihre direkten und indirekten Ölimporte nicht endlich beenden, droht ein massiver Glaubwürdigkeitsverlust. Ihre Versprechen, die Ukraine konsequent zu unterstützen, stünden dann in scharfem Gegensatz zur Realität. Der Vorwurf: Europa finanziert gleichzeitig Kiews Verteidigung und Moskaus Angriff.

Trumps eigenes Doppelspiel

Doch Trump selbst ist nicht weniger widersprüchlich. Neben dem Stopp russischer Ölgeschäfte fordert er auch Strafzölle gegen China.

Seine Begründung: Peking sei der größte Abnehmer russischen Öls und halte Putins Kriegsmaschinerie am Laufen. Auf den ersten Blick plausibel – tatsächlich wirkt die Forderung jedoch eher wie ein politisches Manöver als wie ein ernsthafter Plan.

NATO ist kein Handelsbündnis

Das Grundproblem: Trump adressiert die falsche Institution. Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis, keine Wirtschaftsunion. Für EU-Mitglieder regelt die EU-Kommission alle Handelsfragen.

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Hinzu kommt: Nicht alle NATO-Mitglieder sind Teil der EU (z. B. die Türkei), und nicht alle EU-Staaten sind NATO-Mitglieder (z. B. Österreich). Trumps Forderung an die NATO ist also von vornherein nicht umsetzbar.

Politisches Kalkül statt Realismus

Viele Beobachter sind überzeugt: Trump weiß genau, dass seine Bedingungen unerfüllbar sind. Doch so kann er später behaupten, die europäischen Partner hätten seine Forderungen nicht erfüllt – und sich selbst aus der Verantwortung ziehen. Mit dieser Taktik wahrt er ein hartes Image, ohne konkrete Verpflichtungen eingehen zu müssen.

Leidtragende bleibt die Ukraine

Während Europa zögert und die USA Bedingungen stellen, kämpft die Ukraine ums Überleben. Russische Truppen drängen weiter vor, während westliche Uneinigkeit das Land schwächt. Trumps Brief liefert damit weniger Lösungen, als dass er die Brüche innerhalb des westlichen Bündnisses sichtbar macht.