Die Befürchtungen einer möglichen Vogelgrippe-Pandemie wachsen, da neue Virusmutationen das Risiko einer Übertragung von Tieren auf Menschen erhöhen.
Europäische Gesundheitsbehörden sind in höchster Alarmbereitschaft und rufen die Länder dazu auf, ihre Überwachungsmaßnahmen zu verstärken, um eine weitere Entwicklung des Virus zu verhindern.
Laut einem Bericht von Digi24 wurden 34 entscheidende genetische Mutationen identifiziert, die das Virus besser in die Lage versetzen, zwischen verschiedenen Spezies zu wechseln.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnen, dass diese Veränderungen die Wahrscheinlichkeit einer Anpassung an den Menschen und einer möglichen Übertragung erhöhen.
„Im vergangenen Jahr haben sich Vogelgrippeviren weiter ausgebreitet und Spezies infiziert, die zuvor nicht betroffen waren. Wir haben Mutationen identifiziert, die eine schnelle Erkennung und Reaktion erfordern“, erklärte Bernhard Url, amtierender Exekutivdirektor der EFSA. Das Virus wurde in Wildvögeln, Nutztieren sowie Säugetieren wie Robben und Rindern nachgewiesen.
Steigende Fallzahlen und neue Bedrohungen
Während menschliche Infektionen weiterhin selten sind, steigt das Risiko. Am Montag meldete das Vereinigte Königreich seinen ersten Fall in diesem Winter, während in den USA bereits 67 Infektionen und ein Todesfall verzeichnet wurden.
Im Jahr 2024 wurden fast 100 menschliche Infektionen registriert, hauptsächlich bei Personen, die in ihrem Beruf kranken Tieren ausgesetzt waren.
„Eine bestätigte Übertragung von Mensch zu Mensch wäre ein Wendepunkt“, betonte Edoardo Colzani, Experte für respiratorische Viren beim ECDC.
Er hob hervor, dass die Überwachung von Ausbrüchen sowohl bei Menschen als auch bei Tieren entscheidend sei, um eine potenzielle „stille Übertragung“ frühzeitig zu erkennen.
Experten empfehlen, Arbeitskräfte in der Tierhaltung gegen die saisonale Grippe zu impfen, um das Risiko einer Kombination von menschlichen und aviären Grippeviren zu verringern, die möglicherweise eine gefährlichere Hybridvariante erzeugen könnte.
Überwachungsmaßnahmen und globale Vorsorge
Von 27.000 analysierten Virus-Sequenzen wiesen 144 Mutationen auf, die eine Übertragung auf den Menschen ermöglichen könnten.
Diese Stämme wurden bislang hauptsächlich in Asien und Afrika nachgewiesen, jedoch noch nicht in Europa. Alessandro Broglia, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter der EFSA, betonte, dass selbst niedrig pathogene Viren – die mildere Symptome verursachen – sich unbemerkt weiterentwickeln und verbreiten könnten.
Experten setzen sich für eine Harmonisierung der Datenerhebung zu Virus-Genetik und Epidemiologie ein, insbesondere in Regionen mit begrenzten Laborkapazitäten.
„In Teilen Afrikas und Asiens liegen uns nur wenige Daten vor. Der Ausbau der Kapazitäten außerhalb der EU ist entscheidend“, erklärte Broglia.
Pamela Rendi-Wagner, Direktorin des ECDC, bekräftigte, dass eine starke Vorsorgeplanung für den Schutz der öffentlichen Gesundheit unerlässlich sei.
„Wir müssen wachsam bleiben und sicherstellen, dass Europa auf diese neue Bedrohung vorbereitet ist“, sagte sie.