Diese Simulationen verwischen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität – während der echte Krieg weiter tobt.
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Diese Simulationen verwischen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität – während der echte Krieg weiter tobt.
Wenn die NATO Russland angreift… in Oklahoma

Hunderte Amerikaner zahlen mittlerweile dafür, ein dystopisches Szenario nachzuspielen: eine NATO-Invasion in Russland.
Bei einer Veranstaltung namens „The Fall of Salsk“ teilen sich die Teilnehmer in NATO- und Russland-Teams auf, ausgestattet mit Nachbildungen von Waffen, Drohnenaufnahmen und Uniformen, die den echten aus der Ukraine zum Verwechseln ähnlich sehen.
„Wir werden ein paar NATO-Soldaten töten!“

Als die Dunkelheit hereinbrach, rief ein Teenager in russischer Ausrüstung über das Schlachtfeld: „Wir werden ein paar NATO-Soldaten töten!“
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Sein Trupp jubelte. Auch wenn das Ganze als Spiel gedacht ist, bleibt die Wahl der Seite – angesichts eines realen Krieges mit tausenden Toten – hochgradig provokativ.
Ein Teilnehmer meinte: „Es macht Spaß, die Bösen zu spielen.“
Z-Aufnäher, Drohnenvideos und Teenager-Soldaten

Mason Lowery, ein 17-jähriger Schüler aus Oklahoma, trug einen „Z“-Aufnäher auf seiner Tasche – das Symbol der russischen Kriegsbefürworter.
„Ich weiß gar nicht genau, wofür die kämpfen, nur dass sie’s tun“, sagte er. Sein Wissen über den Krieg stammt hauptsächlich aus Drohnenvideos auf Instagram.
Mason will eines Tages in die US-Armee eintreten – bis dahin spielt er mit verstörend realistischem Eifer Soldat.
Bushs sechste Amtszeit und eine NATO-Invasion

Die fiktive Hintergrundgeschichte liest sich wie Satire: George W. Bush ist noch immer Präsident – in seiner sechsten Amtszeit – und überredet die NATO, Russland anzugreifen.
Klingt absurd, wird aber ernsthaft umgesetzt.
Die Spieler tragen Nachtsichtgeräte, Luftdruckgewehre und befolgen taktische Anweisungen auf schlammigem Gelände. Die Gefechte dauern fast zwei Tage – trotz Wetter, Erschöpfung und Chaos.
Russische Uniformen von der Front?

Manche Teilnehmer kaufen echte russische Militärkleidung, möglicherweise direkt aus dem Ukrainekrieg.
Helme, Schutzwesten und sogar Gürtelschnallen stammen von Onlinehändlern – und könnten einst gefallenen Soldaten gehört haben. Veteran Shawn Prosen, Mitarbeiter bei MilSim West, lehnt das ab:
„Ich finde nicht, dass es okay ist, Trophäen aus einem laufenden Krieg zu tragen.“
Die „Rushing Russians“: Globale Kriegs-LARPer

Eine der engagiertesten Gruppen nennt sich „Rushing Russians“.
Mit fast 30 Ablegern in den USA, Kanada, Mexiko und Chile sind sie bekannt für strenge Uniformregeln und tiefe Rollenspiel-Immersion.
Für sie geht es beim Spielen der „Feinde“ um Intensität, nicht um Ideologie – doch die Grenze zur Geschmacklosigkeit ist fließend.
Matsch, Hagel und Tornados: echtes Chaos auf dem Feld

Das 48-Stunden-Event war nicht nur eine Simulation – es wurde körperlich hart. Die Teilnehmer kämpften mit Hagel, Sturzfluten und Tornadowarnungen, während sich das Feld in eine Sumpflandschaft verwandelte.
Viele gaben vorzeitig auf. Doch beim dramatischen Finale stürmte eine Gruppe „Russen“, durchnässt und erschöpft, mit einer Noworossija-Flagge voran.
Einer rief: „Wir sind noch hier, lange nachdem der Krieg vorbei ist!“
„Ich komme aus Oblastia, Texas“: Der absurde Slang der Kriegsspiele

Mitten im Chaos imitierte ein Spieler russischen Akzent und sagte: „Ich komme aus Oblastia, Texas.“
Ein Witz – eine Mischung aus US-Bundesstaat und sowjetischer Verwaltungsstruktur.
Doch es zeigt, wie das Spiel globale Politik, historische Traumata und Onlinekultur in etwas Surreales und potenziell Taktloses verwandelt.
Eidesformel der „albernen Kriegsnerds“

Vor jedem Gefecht sprechen die Spieler einen Eid, geleitet von MilSim-Gründer Josh Warren: „Ich bin ein alberner Kriegsnerd, der alberne Kriegsspiele spielt.“
Die Formel soll unterstreichen: Das hier ist Fiktion, kein politisches Statement.
Aber bei echter Ausrüstung, echten Taktiken und einem sehr realen Krieg im Hintergrund gibt selbst Warren zu: Das Spiel ist kontroverser geworden, als er je erwartet hätte.