Ein sogenannter „Ohrwurm“ – auf Englisch „earworm“ – ist eine eingängige Melodie, die sich im Kopf festsetzt und immer wieder abspielt. Der Begriff stammt aus dem Deutschen „Ohrwurm“, und laut einer aktuellen Studie erleben über 90 % der Bevölkerung dieses Phänomen mindestens einmal pro Woche. Rund 15 % empfinden es sogar als störend.
Der Psychologe und Sprachforscher Dr. Phil Beaman von der University of Reading leitete eine Studie zu diesem Thema. Er erklärt, dass das Phänomen, einen Song nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen, schon lange bekannt ist – sogar Edgar Allan Poe und Mark Twain beschrieben es bereits im 19. Jahrhundert in ihren Werken. Das berichtet Popular Science.
„Für die meisten dauert es nur ein paar Minuten, aber einige werden tagelang von derselben Melodie geplagt. Das kann frustrierend und ermüdend sein“, sagt Beaman.
So liefen die Experimente ab
An dem Versuch nahmen 98 Freiwillige teil. Sie hörten eingängige Songs wie „Play Hard“ von David Guetta und „Payphone“ von Maroon 5 und wurden anschließend gebeten, drei Minuten lang nicht an die Lieder zu denken. Jedes Mal, wenn die Melodie ihnen dennoch in den Sinn kam, sollten sie eine Taste drücken.
Die Forschenden testeten drei Gruppen: eine, die Kaugummi kaute, eine, die mit den Fingern trommelte, und eine Kontrollgruppe, die nichts tat. Das Ergebnis: Die Kaugummi-Kauer dachten deutlich seltener an die Lieder als die anderen Gruppen.
Beaman vermutet, dass Kauen die innere „Stimme“ im Kopf stört – also den inneren Monolog, der auch Musik abspielen kann.
„Vielleicht kann diese Art von Aktivität auch bei anderen aufdringlichen Gedanken helfen, etwa bei Zwangsstörungen. Aber dafür braucht es noch mehr Forschung“, sagt er.
Eine frühere Studie derselben Universität hatte gezeigt, dass nahezu jeder Song zum Ohrwurm werden kann. Künstler wie Pink Floyd, Justin Timberlake und Guns N’ Roses wurden besonders häufig genannt – doch insgesamt zeigte sich: Die Ohrwurm-Melodien sind von Person zu Person sehr verschieden.
Beaman fasst zusammen:
„Pop-Songs scheinen besonders schwer zu unterdrücken zu sein. Aber vielleicht ist diese Forschung Musik in den Ohren derjenigen, die am meisten darunter leiden.“