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Die letzten Worte des „Grizzly Man“ vor dem Bärenangriff

grizzly bear
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Eine Audioaufnahme hielt seine letzten Worte fest.

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Timothy Treadwell verbrachte 13 Sommer unter wilden Bären, bis seine letzte Expedition in einer tödlichen Begegnung endete, die detailliert aufgezeichnet wurde.

Wer war der „Grizzly Man“?

Timothy Treadwell war nicht immer der „Grizzly Man“.

Bevor er zum Tierschützer wurde, kämpfte Treadwell mit einer schweren Sucht. Ende der 1980er-Jahre überlebte er nur knapp eine Heroin-Überdosis.

Eine Reise nach Alaska veränderte alles. Dort entdeckte er eine tiefe Verbundenheit mit wilden Grizzlybären und widmete von da an sein Leben ihrem Schutz.

In seinen Memoiren Among Grizzlies schrieb er, dass seine Heilung an dem Tag begann, an dem er erstmals in die Augen eines wilden Bären blickte. Dieser Moment habe seinem Leben einen Sinn gegeben.

Leben unter den Bären

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Treadwell kehrte 13 Sommer lang jedes Jahr in den Katmai-Nationalpark zurück, oft campte er monatelang allein. Mit der Zeit entwickelte er das Gefühl, ein besonderes Vertrauen zu den Grizzlys aufgebaut zu haben.

Er filmte stundenlang, sprach mit den Tieren und behandelte sie fast wie Freunde.

Experten melden sich zu Wort

Doch Experten warnten, sein Verhalten sei gefährlich naiv.

„Er überschritt eine Grenze, die man nicht überschreiten sollte“, sagte Werner Herzog, der später die Dokumentation Grizzly Man über Treadwells Leben und Tod drehte.

Herzog ergänzte: „Er dachte, er könne Teil ihrer Welt werden.“

Die verhängnisvolle Expedition

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Im Oktober 2003 unternahm Treadwell eine letzte Reise, diesmal zusammen mit seiner Freundin Amie Huguenard.

Sie blieben länger als gewöhnlich, zu einer Jahreszeit, in der Nahrung knapp war und die Bären verzweifelt versuchten, sich Winterspeck anzufressen.

Nur wenige Tage vor dem Angriff filmte Treadwell einen Bären, der aggressiver wirkte als die anderen. In seinen letzten Aufnahmen äußerte er Unbehagen über dieses Tier.

Die letzte Tonaufnahme

Nach dem Angriff fanden die Behörden in ihrem Zelt eine Videokamera. Zwar war die Objektivkappe noch aufgesetzt, doch eine sechsminütige Tonaufnahme dokumentierte ihre letzten Momente.

Laut Newsner ist Treadwell darauf zu hören, wie er schreit: „Komm raus hier; ich werde hier draußen getötet!“, während er angegriffen wird.

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Amie versucht, das Zelt zu öffnen, fleht ihn an, sich „totzustellen“, und versucht, den Bären zu vertreiben. Für einen Moment zieht er sich zurück – doch er kommt wieder.

„Schlag den Bären“

Während der Attacke bittet Treadwell sie: „Schlag den Bären“, während Amie ihn anschreit, er solle sich wehren. Schließlich verstummt seine Stimme.

Ihre Schreie sind das Letzte, was auf der Aufnahme zu hören ist.

Später erschossen die Alaska State Troopers in der Nähe des Camps einen 28 Jahre alten Braunbären. In seinem Magen fanden sie menschliche Überreste sowie Kleidungsstücke von Treadwell und Huguenard.

Was lief schief?

Warum der Bär angriff, ist bis heute umstritten, doch mehrere Faktoren spielten wahrscheinlich eine Rolle.

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Treadwell und Huguenard campierten ungewöhnlich spät in der Saison, als die Bären am hungrigsten waren. Zudem hatten sie ihr Lager in der Nähe eines ausgetrockneten Lachsflusses aufgeschlagen.

Die Bären konkurrierten aggressiv um die letzten Nahrungsreste.

Der Wildtierexperte Larry Van Daele vermutete, dass Amies Schreie möglicherweise eine Beutereaktion ausgelöst haben könnten.

Ein umstrittenes Erbe

Treadwells Tod löste eine heftige Debatte aus. Manche sahen in ihm einen leidenschaftlichen Naturschützer, andere hielten ihn für leichtsinnig und realitätsfern.

Doch niemand bestreitet, dass seine Geschichte das öffentliche Bewusstsein für wilde Tiere und die Gefahren der Grenzüberschreitung gegenüber ihnen geprägt hat.

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Wie Werner Herzog in Grizzly Man sagte:

„Was mich verfolgt, ist, dass ich in all den Gesichtern der Bären, die Treadwell jemals filmte, keinerlei Verwandtschaft, kein Verständnis, kein Erbarmen entdecke. Ich sehe nur die überwältigende Gleichgültigkeit der Natur.“

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