Ein Video, das zeigt, wie eine interkontinentale ballistische Rakete nur Sekunden nach dem Start auseinanderbricht, wirft nun Fragen über eines von Russlands wichtigsten Nuklearprojekten auf.
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Russland hat jahrelang seine nächste Generation strategischer Waffen als Symbol wiedererlangter militärischer Stärke angepriesen.
Doch hinter der triumphalen Rhetorik beginnt eine Reihe technischer Fehlschläge das Narrativ zu untergraben.
Der jüngste fehlgeschlagene Test wirft erneut Schatten auf Wladimir Putins Behauptungen, über eine unaufhaltsame Raketentechnologie zu verfügen.
Plötzliches Versagen
Russische Lokalmedien berichteten am 28. November über eine Explosion in der Nähe von Jasny im Gebiet Orenburg.
Laut mehreren Verteidigungsexperten stammte die Explosion von einer Rakete, die von der Basis Dombarowski nahe der kasachischen Grenze gestartet worden war.
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Das Geschoss stieg Berichten zufolge nur sieben Sekunden, bevor es zurück zu Boden stürzte und explodierte.
Aufnahmen des Fehlstarts verbreiteten sich schnell auf militärischen Beobachtungsseiten. Mehrere Experten sagten, es handle sich „wahrscheinlich“ um die RS-28 Sarmat, auch bekannt als Satan 2 – dasselbe System, das 2024 bei einem Test sein eigenes Silo in Plessezk zerstörte.
Sollte sich dies bestätigen, wäre es der fünfte Fehlschlag von sechs Versuchen für eine Waffe, die Russland als zukünftiges Rückgrat seiner nuklearen Abschreckung präsentiert.
Flaggschiff unter Zweifel
Forscher Etienne Marcuz von der Fondation pour la Recherche Stratégique sagte gegenüber 20 Minutes, dass Russlands nukleare Fähigkeiten insgesamt weiterhin stark seien.
Er betonte jedoch, dass die wiederholten Fehlschläge Zweifel an der tatsächlichen Leistungsfähigkeit der Sarmat aufwerfen.
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Die Rakete soll das System R-36M2 ersetzen, eine sowjetische Waffe, deren letzte Exemplare 1988 in der Ukraine montiert wurden.
Nach 2014 endete die Zusammenarbeit bei der Wartung, wodurch Russland gezwungen war, die Instandhaltung alleine zu übernehmen – während es gleichzeitig versuchte, ein neues Modell einzuführen.
Die Sarmat ist dafür vorgesehen, bis zu zehn nukleare Sprengköpfe über etwa 18.000 Kilometer zu transportieren.
Ihre Entwicklung begann Ende der 2000er-Jahre, mit einem einzigen erfolgreichen Test im April 2022. Seitdem häufen sich die Fehlschläge.
Warum so viele Rückschläge
Marcuz erklärte, dass Fehlschläge bei Tests nicht ungewöhnlich seien, doch das Ausmaß sei bemerkenswert.
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Er verglich die Situation mit der französischen M51-Rakete, die nur einmal von etwa zehn Starts versagte.
Er wies auch darauf hin, dass die USA beim Sentinel-Programm ebenfalls auf Schwierigkeiten stoßen.
Laut ihm ist der Erhalt von Expertise im ballistischen Raketendesign äußerst komplex – besonders, wenn große Teile der ursprünglichen Technik aus der Sowjetzeit stammen.
Abschreckung weiterhin groß
Daten des SIPRI zeigen, dass Russland am 1. Januar über 5.459 Nuklearsprengköpfe verfügte, davon 1.718 stationiert.
Das Land besitzt weiterhin ein breites Spektrum an Trägersystemen, darunter die seegestützten Raketen Sinewa und Bulawa, die landgestützten Raketen Jars und Oreschnik sowie die luftgestützte Kinschal.
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Marcuz betonte jedoch, dass die Zuverlässigkeitsprobleme über die Sarmat hinausgehen, da Russland auch bei der Bulawa Schwierigkeiten hatte.
Neue Waffen, alte Probleme
Neben diesen Systemen hat Russland neue Generationen von Waffen vorgestellt, darunter die Burewestnik-Rakete und die nuklear bestückte Unterwasserdrohne Poseidon.
Marcuz sagte, ihre Anzahl sei extrem begrenzt und diene eher als Signal denn als tatsächliche Veränderung im Gleichgewicht der Abschreckung.
Er hob hervor, dass Russlands Atomarsenal weiterhin verheerende Schlagkraft besitze, das Land jedoch Schwierigkeiten haben könnte, seine Ziele eines großen, modernen und zuverlässig funktionsfähigen Raketenarsenals einzuhalten.
Nächster Test geplant
Laut Marcuz plant Russland einen weiteren Raketenstart von Plessezk bis zum 7. Dezember.
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Es sei noch nicht bekannt, ob es sich um eine gewöhnliche Jars-Rakete oder eine neue Variante handeln wird.
Der Zeitpunkt – so kurz nach einem Fehlschlag – deutet darauf hin, dass Moskau sich selbst und sein Publikum beruhigen will.
Wie Marcuz abschließend betonte: Russland „kann es sich diesmal nicht leisten, zu scheitern.“
Quellen: 20 Minutes, FRS, SIPRI.
