Für Reisende auf Deutschlands Hauptstrecken könnten sich die Optionen in den kommenden Jahren deutlich erweitern. Ein privater Anbieter plant einen Ausbau, der nicht nur neue Züge bringt, sondern auch den Wettbewerb spürbar verändern dürfte.
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Aus Sicht der Kunden könnte das Vorhaben vor allem dichtere Fahrpläne und mehr Auswahl bedeuten, berichtet der Tagesspiegel unter Verweis auf dpa. FlixTrain kündigt an, sein Angebot auf stark nachgefragten Verbindungen deutlich auszubauen und häufiger zu fahren.
Nach Angaben des Unternehmens soll es auf großen Achsen möglich werden, mindestens alle zwei Stunden eine Verbindung anzubieten. Das würde insbesondere auf Strecken zwischen Metropolregionen das bisherige Angebot ergänzen.
Bis neue Fahrzeuge verfügbar sind, setzt FlixTrain weiter auf modernisierte Gebrauchtzüge, um zusätzliche Sitzplätze zu schaffen.
Seltene Investition
Neue Fernverkehrszüge sind in Deutschland außerhalb der Deutschen Bahn eher die Ausnahme. Umso größer ist die Bedeutung der Bestellung von bis zu 65 neuen Schnellzügen, die FlixTrain beim spanischen Hersteller Talgo aufgegeben hat.
Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, werden die ersten Fahrzeuge bereits produziert. Unternehmenschef André Schwämmlein erklärt, das Projekt liege im Zeitplan.
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Es ist das erste Mal, dass FlixTrain vollständig neue Züge beschafft. Bisher bestand die Flotte ausschließlich aus älteren Fahrzeugen.
Milliardenprojekt
Das Auftragsvolumen bezifferte FlixTrain im Mai auf rund 2,4 Milliarden Euro, inklusive Wartung. Fest bestellt sind zunächst 30 Züge, hinzu kommt eine Option auf weitere 35, die das Unternehmen nach eigenen Angaben nutzen will.
Nach Angaben von dpa entspricht der Zugtyp dem neuen ICE L der Deutschen Bahn, der ebenfalls von Talgo stammt. Das könnte den Zulassungsprozess vereinfachen.
Derzeit betreibt FlixTrain 15 Züge im deutschen Fernverkehr. Wann alle neuen Fahrzeuge ausgeliefert sein werden, ließ das Unternehmen offen.
Markt und Preise
Im Fernverkehr dominiert weiterhin die Deutsche Bahn mit einem Marktanteil von rund 95 Prozent. FlixTrain gehört zu den wenigen Wettbewerbern, die gezielt profitable Hauptachsen bedienen.
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Preislich positioniert sich das Unternehmen unterhalb der Bahn, schließt aber Anpassungen nicht aus. Schwämmlein verwies laut dpa auf steigende Trassenpreise: „Wir orientieren uns am Ende am Markt. Wenn der sich nach oben bewegen muss, dann werden auch bei uns stetig die Preise steigen.“ Zugleich sagte er: „Wir werden immer günstiger sein als die Staatsbahn.“
Nach Angaben der dpa prüfen auch Trenitalia und Italo einen Einstieg in den deutschen Markt. FlixTrain sieht sich dennoch gut aufgestellt, unter anderem durch früh gesicherte Trassen und bestellte Neufahrzeuge.
Blick nach vorn
Ein zentrales Ziel ist die Erschließung weiterer Strecken, darunter die Verbindung Berlin–München. Einen Zeitplan nannte Schwämmlein nicht.
Trotz des sanierungsbedürftigen Netzes zeigte er sich optimistisch. Der Ausbau des Angebots werde langfristig nicht an der Infrastruktur scheitern, sagte er und verwies auf staatliche Investitionen.
Quellen: dpa, Tagesspiegel