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Kreml-Insider widersetzt sich offen Putin: Er war „bereit, erschossen zu werden“

Dmitry_Kozak
Kremlin.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Offene Momente des Widerspruchs im Kreml sind selten.

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Seit Russland seine großangelegte Invasion der Ukraine begonnen hat, wurde öffentliche Geschlossenheit um Präsident Wladimir Putin strikt durchgesetzt.

Ein neuer Bericht deutet jedoch darauf hin, dass ein hochrangiger Beamter sich in den ersten Tagen des Krieges offen weigerte, Putins Anweisungen zu befolgen.

Eine seltene Weigerung

Laut einem Bericht der New York Times widersetzte sich Dmitri Kosak, damals stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung, am zweiten Tag der Invasion im Februar 2022 Putin.

Die Zeitung berief sich dabei auf drei mit dem Vorgang vertraute Personen.

Putin habe Kosak angewiesen, die sofortige Kapitulation der Ukraine zu verlangen, heißt es in dem Bericht. Kosak habe dies abgelehnt und argumentiert, er verstehe den Zweck der Invasion nicht.

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Als das Gespräch angespannter wurde, habe Kosak Putin gesagt, „dass er bereit sei, wegen seiner Weigerung verhaftet oder erschossen zu werden“, so die New York Times.

Zeugen des Widerspruchs

Das Gespräch sei über Lautsprecher geführt worden, berichtete die Zeitung, sodass hochrangige Kreml-Beamte diesen seltenen Moment der Befehlsverweigerung mitanhören konnten.

Der 66-jährige Kosak gehörte über rund drei Jahrzehnte zu Putins engsten Vertrauten. Er galt als einer der wenigen Spitzenfunktionäre, die bereit waren, gegen die Invasion zu argumentieren.

Drei Tage vor Kriegsbeginn hielt Kosak eine 40-minütige Rede vor dem russischen Sicherheitsrat, in der er vor den Folgen eines Angriffs auf die Ukraine warnte. Anders als andere Reden bei diesem Treffen wurde seine Ansprache nicht öffentlich übertragen.

Marginalisiert und an den Rand gedrängt

Kosak stand zwischen 2008 und 2012 kurz davor, kommissarischer Präsident Russlands zu werden, doch letztlich ging das Amt an Dmitri Medwedew. Mit der Zeit wurde er von Putin zunehmend an den Rand gedrängt.

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Nach Angaben der New York Times drängte Kosak auch nach Beginn der Invasion weiterhin auf Vermittlung mit der Ukraine und warnte den Präsidenten wiederholt, der Krieg sei ein Fehler.

Er sagte zudem voraus, dass der Konflikt Schweden und Finnland zum NATO-Beitritt bewegen würde, was später auch eintrat.

Eine von der Zeitung zitierte Quelle sagte, Kosak habe geglaubt, er arbeite „im Dienst des Staates und nicht im persönlichen Interesse Putins“.

Stiller Abschied

Kosak trat im September von seinem Posten im Kreml zurück, nach Jahren schwindenden Einflusses.

Er hat sich öffentlich nicht zu seiner Ablehnung des Krieges geäußert und lehnte ein Interview für den Bericht der New York Times ab.

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Der russische Journalist Alexej Wenediktow sagte der Zeitung: „Dmitri ist weg, aber die Stimmung ist dieselbe. Er ist wichtig als Marker.“

Quellen: The New York Times, The Sun.