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Drohnenangriff auf Putin-Residenz: Ein Angriff ohne Spuren

Drohnenangriff auf Putin-Residenz: Ein Angriff ohne Spuren
photoibo / Shutterstock.com

Ein angeblicher Drohnenangriff auf eine Residenz des russischen Präsidenten bringt neue Spannungen in eine ohnehin fragile diplomatische Lage. Moskau spricht von einer schweren Provokation, während unabhängige Belege fehlen.

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Der Zeitpunkt sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit. Denn parallel laufen Gespräche über mögliche Schritte zur Beendigung des Krieges in der Ukraine.

Ärger in Washington

US-Präsident Donald Trump reagierte öffentlich verärgert auf den mutmaßlichen Vorfall. „Das ist nicht gut“, sagte er, wie der Frankfurter Rundschau (FR) unter Berufung auf die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, und verwies darauf, dass Wladimir Putin ihn persönlich informiert habe.

Trump fügte hinzu: „Es ist eine Sache, offensiv zu agieren. Eine ganz andere Sache ist es, sein Haus zu attackieren.“ Zugleich betonte er, man prüfe noch, ob der Angriff tatsächlich stattgefunden habe.

Die Aussagen folgten kurz nach einem Treffen Trumps mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, bei dem es um Sicherheitsgarantien und ein mögliches Kriegsende ging.

Frühe Zweifel vor Ort

Noch bevor offizielle Stellen Details nannten, berichtete das russische Oppositionsportal Sota, dass Einwohner der Stadt Waldai keinerlei Flugabwehr oder Explosionen wahrgenommen hätten, wie n-tv berichtet. In der Region gelten mehrere Luftabwehrsysteme als stationiert.

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Auch der ukrainische Journalist Denis Trubetskoy äußerte Zweifel. Auf X schrieb er: „Ehrlich gesagt hätte ich erwartet, dass der Kreml bis dahin irgendwelche Beweise bzw. ‚Beweise‘ des schlimmen Angriffs auf Putins Residenz liefert.“

Solche frühen Hinweise aus offenen Quellen widersprechen der Darstellung eines massiven nächtlichen Angriffs.

Zahlen ohne Belege

Für zusätzliche Unklarheit sorgten widersprüchliche Angaben aus Moskau. Außenminister Sergej Lawrow sprach von 89 abgeschossenen ukrainischen Drohnen über der Region Nowgorod, wie n-tv berichtet.

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor eine deutlich niedrigere Zahl genannt. Unabhängig überprüfbar waren beide Angaben nicht.

Schäden, Verletzte oder sichtbare Folgen wurden von russischer Seite nicht gemeldet.

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Einschätzung der Experten

Nach Einschätzung des Institute for the Study of War gibt es keine belastbaren Hinweise auf einen tatsächlichen Angriff, wie n-tv berichtet. Der US-Thinktank analysiert den Krieg seit Jahren anhand frei zugänglicher Daten, Satellitenbilder und Augenzeugenberichte.

Das Institut verweist darauf, dass in diesem Fall weder geolokalisierte Aufnahmen noch offizielle lokale Berichte vorliegen, wie sie sonst selbst bei abgewehrten Drohnenangriffen üblich sind.

„Der Kreml hat keine Beweise für seine Behauptung vorgelegt, dass ukrainische Streitkräfte Putins Residenz ins Visier genommen hatten“, erklärte das ISW.

Politische Deutung

Die Ukraine wies die Vorwürfe, wie der FR berichtet, als „reine Erfindung“ zurück. Präsident Selenskyj warnte, Moskau könne damit neue Angriffe auf Kiew rechtfertigen.

Das ISW sieht die Möglichkeit, dass der angebliche Vorfall genutzt wird, um Friedensinitiativen aus Gesprächen zwischen den USA, der Ukraine und Europa zurückzuweisen. Außenminister Lawrow drohte bereits mit Vergeltung.

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Wie n-tv berichtet, schrieb der Militärexperte Nico Lange auf Bluesky: „Wir kommen Waffenstillstand und Frieden sicher nicht näher, wenn wir uns bereitwillig zum Werkzeug russischer Desinformation machen lassen und jedem Mist aus der Moskauer Giftküche hinterherlaufen.“

Auffällig bleibt, dass ein sicherheitspolitisch schwerwiegender Vorwurf bislang fast ausschließlich politisch, nicht faktisch untermauert wird.

Quellen: dpa, Frankfurter Rundschau, ISW, n-tv