Am Landgericht Erfurt hat ein Prozess begonnen, der sich um schwere Vorwürfe gegen ein Paar aus Thüringen dreht. Im Zentrum steht eine damals 19-jährige Frau, die im Sommer 2025 ihrer Freiheit beraubt worden sein soll. Das Verfahren wirft komplexe rechtliche Fragen auf und dürfte sich über mehrere Monate ziehen.
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Angeklagt sind ein 56-jähriger Mann und seine 53-jährige Partnerin aus dem Landkreis Sömmerda. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen gemeinschaftliche Geiselnahme in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor, berichtet MDR Thüringen.
Zum Prozessauftakt beschränkte sich das Gericht auf formale Schritte. Nach der Verlesung der Anklage wurde die Sitzung vertagt. Der Mann will sich erst an einem späteren Verhandlungstag äußern. Die Eltern der betroffenen jungen Frau sind als Nebenkläger zugelassen.
Streitpunkt: Geiselnahme
Juristisch entscheidend ist, ob die Voraussetzungen einer Geiselnahme erfüllt sind. Dieser Tatbestand setzt voraus, dass ein Opfer seiner Freiheit beraubt wird, um Zwang oder Kontrolle auszuüben.
Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft spielte dabei auch psychischer Druck eine zentrale Rolle. Wie Der Standard unter Berufung auf die APA berichtet, habe der Angeklagte behauptet, er sei auf sexuelle Handlungen angewiesen und erhalte dadurch „positive Energie“. Die Anklage wertet dies als Versuch, Abhängigkeit herzustellen.
Ob diese Darstellung strafrechtlich als Mittel der Geiselnahme zu bewerten ist, dürfte ein zentraler Punkt der Beweiswürdigung werden.
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Ermittlungen und Beweise
Nach Angaben von MDR Thüringen führten konkrete Hinweise die Polizei zu einem Grundstück in der Gemeinde Vogelsberg. Dort fanden Beamte die zuvor als vermisst gemeldete junge Frau bei einer gezielten Durchsuchung. Das Opfer sei in einer Holzkiste eingesperrt worden.
Im weiteren Verlauf des Prozesses soll geklärt werden, wie die Ermittlungen verliefen und welche Beweise gesichert wurden. Auch der Zustand der Betroffenen nach ihrer Auffindung spielt in der Anklage eine Rolle.
Diese Aspekte sollen in den kommenden Verhandlungstagen durch Zeugenaussagen und Unterlagen weiter aufgearbeitet werden.
Mögliche Konsequenzen
Im Fall einer Verurteilung droht den Angeklagten nach Angaben von MDR Thüringen eine mehrjährige Haftstrafe.
Das Gericht hat weitere Verhandlungstage angesetzt. Erst dann wird sich zeigen, wie die Kammer die rechtlichen Fragen und die Verantwortung der Angeklagten bewertet.
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Quellen: Der Standard, MDR Thüringen